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Schlechter Dienst an Milan Füst

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(Theater an der Wien; Gastspiel des Jözsef Katona Theaters Budapest, „Catull“ von Milan Füst) Unter den Großen der modernen ungarischen Literatur war der Lyriker, Erzähler und Ästhetiker Milan Füst (1888 bis 1967) einer der originellsten: ein Poet der freien Assoziationen, in einer sehr künstlichen Art naiv, zuweilen auch derb, Darsteller der verblüffenden Inkonsequenzen der menschlichen Natur. Auch sein „Catull“ zeigt Figuren im Grenzbereich zwischen Triebhaftigkeit und Bewußtheit. Milan Füst zeigt uns, wie Verhängnis entsteht.

Der Regisseur des großartigen Ensembles, Gabor Szekely, hat die Szenerie aus der Antike in die zwanziger Jahre versetzt, doch hat er sich leider nicht damit begnügt, diesen Catull etwa zwischen Wedekinds „Lulu“ und Mu-sils „Schwärmer“ anzusiedeln, sondern erzeugte durch viel hysterisches Schreien, überspanntes Raufen, symbolträchtiges' Schweigen eine ebenso bedrohliche wie eintönige Atmosphäre. Wer dieses Stück sieht, kann die Bedeutung von Milan Füst nicht erkennen, seine Vision der Widersprüche nicht verstehen.

Berückend das Bühnenbild von Csaba Antal, überzeugend auch die in Ungarn berühmte Dorottya Udvaros, doch der Abend bleibt monoton: Das wahrhaft Moderne der Dichtung scheitert am manierierten Modernismus des Regisseurs.

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