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Quälender Rückblick

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(Theater beim Auersperg, Wien; „Begegnung“ von Peter Nädas) Vielleicht bedient sich die neuere ungarische Literatur einer eigenen Geheimsprache, deren dicht gewobenes Bezugssystem wir nicht begreifen. Das interessante Stück des begabten, durch anspruchsvolle Romane auch im deutschen Sprachraum bekannt gewordenen Peter Nädas „ahrgang 1942), von Barbara Frischmuth vortrefflich übersetzt, vermag uns nicht — oder nur unangenehm — zu berühren.

Die Grundidee: Eine vor 1956 als „Klassenfeindin“ verfolgte Frau erlebte „die schönste Liebesgeschichte der Welt“ mit einem Mann, der — sie erfuhr es erst zuletzt - zu ihren Häschern gehörte. Nun empfängt sie den Besuch des zwanzigjährigen Sohnes

jenes Mannes. In einem selbstquälerischen Dialog wird die Suche nach Beweggründen und Folgen zu einem Ritual der Erinnerung.

Der Autor bietet allerdings nur die Scherben eines Bildes, in dichter Sprache zwischen Poesie und Obszönität. Peter Vallös Inszenierung bedient sich der Begleitung dreier Musiker; das Melodramatische gipfelt zudem in wilden Ausbrüchen, die ins Lächerliche überkippen. In dieser schwülen, von undeutbaren Symbolen überlasteten Atmosphäre spielt Barbara Lehner mit einfachen, starken, klugen Mitteln die Frau, Friedrich Karl etwas unbeholfen den jungen Mann. Alles in allem: Ein Totentanz, poetisch, aber auch peinlich und verwirrend.

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