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Tiefe deutscher Romantik

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Die in die Vergangenheit gerichteten Moden der Gelehrsamkeit gehen oft seltsame Wege. Erst vor wenigen Jahren wurde der früher einmal hochgeschätzte, dann leicht verachtete Maler Caspar David Friedrich (1774—1840) als Vorläufer der Surrealisten wiederentdeckt, nun veröffentlicht der Kunsthistoriker Jörg Traeger ein treffliches Büchlein über ein einziges Gemälde jenes Philipp Otto Runge (1777-1810), den die Kunstbetrachter Nach- kriegs-Deutschlands gerne übergangen haben.

Mit neunundzwanzig hat Runge sein Gemälde „Die Hülsenbeck- schen Kinder“ (gegenwärtig in der Hamburger Kunsthalle) beendet, ein eindringliches Bild, das nicht schmeicheln will, sondern das Wesen des Kindlichen und zu gleich den Puritanismus einer Lebensform zum Ausdruck bringen. „Die .Hülsenbeckschen Kinder* treten uns in fast barbarischer Fremdartigkeit entgegen“,

schreibt Traeger.

Er vergleicht das Bild nicht nur mit den zur gleichen Zeit entstandenen verfeinerten Kinderporträts von Thomas Lawrence, sondern analysiert auch die Wirkungen auf die deutsche Malerei und entwirft ein Psychogramm Runges ebenso wie eine treffsichere Beschreibung der romantischen Weitsicht. Wir verstehen nun Brentanos Urteil über Runge: „Er ist eigentlich doch der tiefsinnigste Künstler, der unmittelbarste der neueren Zeit gewesen.“ PHILIPP OTTO RUNGE: DIE HULSEN- BECKSCHEN KINDER. Von Jörg Traeger. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 1987. 92 Seiten, öS 99,80.

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