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Hans Jaray +

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Als Schauspieler und Regisseur, doch auch als Privatmann verkör- perte er Tugenden, die selten ge- worden sind: Redlichkeit des Gei- stes, Präzision der Mittel, Geradli- nigkeit einer untadeligen Haltung. Hans Jaray, der nun im 83. Lebens- jahr an einem Herzversagen gestor- ben ist, unterwarf sich selbst den strengsten Ansprüchen von Ethik und Ästhetik. Er erfüllte sie ein Leben lang.

Jung war er bekannt, ja berühmt geworden in der Rolle des Kaisers Franz Joseph als Partner von Paula Wessely, als Pfarrer von Kirchfeld, als eines der glänzendsten Talente von Max Reinhardt. Er, der katho- lische Christ und bis zu seinem Lebensende tiefgläubige Mensch, mußte, da er nach den Nürnberger Gesetzen nicht „arisch " war, Öster- reich im Jahre 1938 fluchtartig verlassen. In der Emigration, in New York, schrieb er einen lesenswer- ten, ja erschütternden Roman über die Irrungen und Wirrungen einer Jugend im alten Österreich. Er war und blieb im tiefsten Sinne dieses Wortes ein Patriot.

Sobald er auf der Bühne stand, gab er ein Beispiel für hohe Sprach- kultur, für schauspielerisches Kön- nen im Dienst derSache, ganz frei von eitlem Exhibitionismus, für die Bereitschaft, sich, bei aller persön- licher Intensität, einem Ensemble einzufügen. Seine Inszenierungen waren oft in jahrelanger Planungs- arbeit gereift und zielten - durch Genauigkeit - in die geistige Tiefe. So gelang es Hans Jaray immer wieder, im Stoff eines Lustspiels die Konturen einer Tragödie be- greifbar zu machen.

Er liebte Österreich, er liebte die Kunst, er liebte das Leben, aller- dings: ein Leben in Würde. Hans Jaray bleibt unvergessen.

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