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Halbgelungene Böll-Verfilmung

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Es ist kein Leichtes, Heinrich Böll zu verfilmen. Das haben bereits „Das Brot der frühen Jahre“, „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ und „Ansichten eines Clowns“ bewiesen. „Gruppenbild mit Dame“ ist ein figurenreicher und komplizierter Roman mit beträchtlicher gedanklicher Substanz, der vor allem um das Bild des deutschen Menschen unter der Diktatur des Nazismus ringt Der Nobelpreisträger stellt in den Mittelpunkt seines Werkes die junge Leni Gruyten, im Kloster erzogen und aus guter Familie, die im Krieg ‘ in einer Friedhofsgärtnerei arbeitet, wo sie einen russischen Gefangenen kennen- und liebenlernt. Dieser für die damalige Zeit schmachvollen Beziehung entspringt ein Kind. Der Russe überlebt zwar, fällt aber nach Kriegsende in die Hände der amerikanischen MP, wird in ein französisches Lager überstellt und stirbt dort, während Leni, um ihren Besitz betrogen, wieder ihrem Gefühl lebt und einen türkischen Gastarbeiter heiratet.

Was der Film eingangs an Klostermilieu und -erziehung ins Spiel bringt, wirkt seltsam künstlich und phrasenhaft und steht kaum in einem geistigen Konnex zum Hauptthema des Films, dem Leiden der Menschen im Alltag des Krieges in Deutschlahd. Das wurde zwar von dem namhaften Jugoslawen Aleksandar Petrovic („Ich traf sogar glückliche Zigeuner“, „Der Meister und Margarita“) mit milieustarkem Aufwand, darunter der Nachgestaltung eines Bombenangriffs, in Szene gesetzt, bleibt aber als Zeitbild eher kühl und distanziert. Menschliche Anteilnahme erweckt am ehesten die Darstellung der Hauptrolle durch Romy Schneider, die in ihrem nunmehr bereits 50. Film wieder beweist, zu welcher hervorragenden Charakterdarstellerin sie herangereift ist.

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