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Heimische Haiku

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Ein zartes, handliches Bändchen, in dem fünfzig österreichische Autoren die knappe Form des Haiku zu einer das Persönliche überschreitenden und doch so persönlichen Aussage machen, ist gewiß etwas Neues. Es ist lehrreich und lohnend, die 150 Gedichte einander gegenüberzustellen, zu vergleichen und zu durchleuchten, denn dies'e Dichtung setzt uns einer den ganzen Menschen verpflichtenden Forderung aus. Sie ist deshalb auch nicht als Zeitvertreib abzutun.

Wer nämlich je sich bemüht hat, die im Umgang mit der Natur und dem Alltag gemachten und scheinbar so kleinen Erfahrungen in ein aus 17 Silben bestehendes Bild umzusetzen, der wird begreifen, wie verführerisch, doch auch wie schwer es ist, an einen flüchtigen Eindruck und ein darin vielleicht verborgenes Erlebnis ein derart strenges Maß anzulegen. Ganz abgesehen davon, daß es dabei um Meditationen und Ahnungen geht/ um Hohes und Höchstes und darum, dem Leben seinen Sinn abzugewinnen.

Da geschieht es bisweilen, daß Worte sich, der Anzahl der Silben zuliebe, in Wörter auflösen, sodaß dann der Sprache das Leichte, Selbstverständliche fehlt, das Ebenmaß auch in grammatikalisch-syntaktischer Hinsicht, daß das Gefühl für Ästhetik verletzt wird, welches doch erforderlich ist, wenn Existenzielles und Essentielles erfahrbar sein oder auch nur geahnt werden wollen. Umso eindringlicher wirkt, was meisterhaft ist, was nicht zu blenden, sich vorzudrängen und nicht sich zu produzieren versucht.

Das Verdienst aber, um diese Anthologie, ist auf jeden Fall groß, wofür Friedrich Heller, dem Herausgeber, und Ottmar Premstaller, dem Verleger und Gestalter dieser kleinen Kostbarkeit, gedankt werden muß.

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