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Helfen lernen

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Hilfe geht oft seltsame Wege. Dazu gehören auch großangelegte Wohltätigkeitskonzerte, die das Gewissen von Millionen aufrütteln. Schreckensbilder von halbverhungerten Kindern in Kurdistan reichen noch nicht aus, um auch massive Hilfsaktionen ins Leben zu rufen. Es bedarf dazu einiger Dutzend Weltstars und mitreißender Popmusik. Dann fließen die Spenden fast immer reichlich. Der Zweck heiligt schließlich die Mittel.

„The Simple Truth", das Kurden-Konzert im Londoner Wembley-Stadion, brachte aber eine einfache Wahrheit an den Tag: Mit dem guten Ruf der Benefizkonzerte ist es dahin. Statt der erhofften 210 Millionen kamen „nur" 31,5 Millionen Schilling. Bob Geldoffs Mammutkonzert „We are the world" sammelte noch 1985 dfe unvorstellbare Summe von 2,2 Milliarden Schilling für Hungernde in Afrika.

Trotzdem erreichen uns aber immer neue Schreckensbilder aus denselben Elendszonen.

Man stellt sich hier unwillkürlich die Frage, ob die Milliarden-Hilfe keine bleibenden Spuren hinterlassen hat? Sind sie einfach im Sand der Sahel versickert, oder - vielleicht noch schlimmer - nicht einmal bis dorthin gelangt?

Naturkatastrophen machen oft erst auf andere Mißstände aufmerksam. Grausame Bürgerkriege in Äthiopien und Sudan verhindern die Hilfe für Dürreopfer. In Bangladesh offenbarte der Zyklon die jahrelangen Versäumnisse der Behörden: Kein Bau von lebensrettenden Dämmen, Abholzung ganzer Landstriche, dazu eine ineffiziente Staatsbürokratie, die Hilfsaktionen geradezu lähmt.

Es sind die Strukturen - wie Entwicklungshilfe-Experten kritisieren -, die echte Änderungen verhindern. Katastrophen können wir nicht verhindern, aber ihre Außmaße mildem. Dazu gehört auch die rechtzeitige Vorsorge. Denn nicht jede Hilfe nützt auch den Opfern. Helfen will eben gelernt sein.

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