„Sieg in deutscher Nacht“ ist der erste Ausflug des Journalisten Harald Irnberger in die Literatur. Kein Wunder, daß Irnberger, engagiert in der Minderheitenfrage (und mit dem Renner-Förderungspreis ausgezeichnet), ein Thema aus eben diesem journalistischen Engagement für seine Premiere gewählt hat. „Sieg in deutscher Nacht“ ist seine Auseinandersetzung mit der Slowenenfrage.
Premiere ist das Buch noch in einem anderen Sinn: Der erste der beiden Aufsätze - „Veränderungen“ - ist zweisprachig. „Spremembe“ heißt die slowenische Fassung, übersetzt von Pavel Zdovc. Es drängt sich die Frage auf, warum es dieses Büchleins von Harald Irnberger bedurft hat, warum ist derartiges nicht längst selbstverständlich? Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Russisch, Schwedisch, Portugiesisch - in all diesen Sprachen gibt es preiswerte Übersetzungsbände. Warum hat das Slowenische, offiziell anerkanntes Verständigungsmittel in Österreich, so lange auf sein Recht warten müssen?
„Veränderungen“ geschehen mit einem jungen Mann, der sich auf Grund von oberflächlichem Kontakt zu den „Windischen“ auf die Suche nach sei-
ner Identität und den Wurzeln seiner Herkunft begibt. „Mit ana braunan Tintn“ ist ein „Karntna Monolog“, der trotz seines Titels mit Artmann nichts zu tun hat, dafür aber in enge Verwandtschaft zum Wiener Herrn Karl gerät. Es ist der Monolog eines „deutschen“ Kärntners, der seine eigene slowenische Herkunft verdrängt hat, der von den Nazis o hne innere Umkehr zu den Sozialisten übergegangen ist, weil das eben opportun war, und der nun beim Ortstafel-Ausreißen die vergangenen Freuden des Kriegslebens wieder auferstehen sieht. „Mit ana braunan Tintn“, im Kärntner Dialekt
geschrieben und daher wegen Unübersetzbarkeit nicht ins Slowenische übertragen, ist eine böse Satire auf die Kärntner Wirklichkeit - mit jenem Wahrheitsgehalt, der aus der Satire ein Zeitdokument macht.
Irnberger hat, so schreibt er im Vorwort, all die Zitate selbst gelesen oder gehört. Man möge sein Buch in Kärnten als Warnung verstehen.
SIEG IN DEUTSCHER NACHT. Von Harald Irnberger. Verlag Klub mladje, Klagenfurt 1978,104 Seiten mit 10 ganzseitigen,Illustrationen vonJoze Boschitz, broschiert, öS 45,-.
