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Hitlers Wähler

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Das vorliegende Buch Jürgen Falters, Professor an der Freien Universität Berlin, ist eine ausführliche und gründliche Arbeit über das Wählerverhalten der Deutschen vom Aufkommen der Nazis in den zwanziger Jahren bis zu den Wahlen nach der Machtergreifung 1933. Das besondere an dem Buch liegt darin, daß Falter das Wählerverhalten von damals mit den heutigen modernen Methoden untersucht. Dabei kommen viele interessante und wissenswerte Einzelheiten über Gruppenverhalten heraus.

Eine der zeitgenössischen Legenden, die sich bis heute erhalten hat, machte vor allem die Frauen für das gute Abschneiden der Nazis bei den Wahlen verantwortlich. Falter weist nach, daß diese Ansicht so nicht stimmt. Die Nazis waren vor allem eine Männerpartei, wenn auch viele Frauen große Anhängerinnen Hitlers waren, besonders knapp vor und nach 1933. Daß ein Teil der evangelischen Bevölkerung eher anfällig dem Nazismus gegenüber war als ein Teil der Katholischen, der sich um die Zentrumsparteien gruppierte, war ohnehin bekannt, kann jedoch mit dieser Arbeit äußerst präzise und einleuchtend belegt werden. Falter findet, daß Protestanten im Schnitt doppelt so anfällig waren wie Katholiken. Gruppen wie Jugendliche, Arbeitslose, Landwirte, Verschuldete, Akademiker und andere wurden untersucht.

Leider ist die Lektüre des Buches etwas beschwerlich. An sich sind ihm viele Leser zu wünschen. Will man dies aber erreichen, müßten einige Tabellen und Statistiken verschwinden, der Inhalt müßte gestrafft werden und dann käme vielleicht ein Buch heraus, das leichter lesbar wäre, ohne auf den Kern der Sache zu verzichten.

HITLERS WÄHLER. Von Jürgen Falter. C. H. Beck Verlag, München 1991. 443 Seiten, öS 374,40.

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