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Hoffnung

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Wetterfrosch zu sein, ist nicht unbedingt ein leichtes Leben. Immerhin sind die Weissagungen schon am nächsten Tag mit einem 'Blick aus dem Fenster von jedermann überprüfbar.

Doch wie die ORF-Wetterfrösche, die täglich nach den Nachrichten kurz vor 20 Uhr höchstpersönlich das Wetter für den nächsten Tag verkünden, diese Aufgabe angehen, zeigt, wie man das beste aus dem Dilemma macht. Sie sind vor jedem besserwisserischen Einwurf gefeit, daß es die eigene kleine Zehe noch immer besser erraten hätte.

Die journalistisch versierten Wetterfrösche legen nämlich einen gesunden Instinkt fürs Volksempfinden an den Tag.

Deshalb hieß das Thema der letzten Woche: Das lange Warten auf den großen Schnee. Wie sie sich bemühten, die Enttäuschung zu unterdrücken, daß es ihnen noch immer nicht gelungen sei, den Schnee herbeizureden, und wie sie wortreich und mit Satellitenaufnahmen im Hintergrund zu erklären versuchten, daß doch noch nicht Hopfen und Malz verloren sei, daß wir Fernseher auch weiterhin guter Hoffnung sein könnten.

Jetzt haben wir den Salat und manche den Blechsalat.

Das aber ficht die Wetterfrösche nicht an, denn jetzt können sie uns wieder Besserung ankündigen, quasi das Blaue vom Himmel versprechen.

Das institutionalisierte Prinzip Hoffnung, die tägliche frohe Botschaft im Fernsehen nach all den Schlechtigkeiten des Nachrichtentages, daß es in absehbarer Zukunft anders werden wird, das ist die eigentliche Funktion der Wetterfrösche.

Was macht es da schon aus, daß die Hoffnung nicht selten trügerisch ist und die Wetterfrösche zwar freudig strahlend, aber dennoch auf der falschen Sprosse stehen.

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