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Horväth unter seinem Wert

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Das Klagenfurter Stadttheater hat eine Neigung zu ödön von Horvath. Durchaus zu loben, wenn die Deutung dem Autor gerecht wird, der ein großer Dichter bleibt, auch wenn er mit einem schwächeren Stück, von ihm als „Posse“ bezeichnet, zu Wort kommt. „Hin und Her“ nennt sie sich und wurde von der Regie bitter lustig genommen; eine Aufführung, die man lieber ungeschehen gewünscht hätte, unter die Räder geriet der Dichter. „Hin und Her“ ist ein eher lose gefügtes Spiel um den von zwei benachbarten Staaten in die Staatenlosigkeit verstoßenen Havli-cek. „Nach Vurschrift“ wird er abgelehnt und so verurteilt, auf der Grenzbrücke zu existieren, bis ihn ein blamierter Ministerpräsident, eine hebesbedürftige Witwe und eine Schmuggelaffare zu erlösender Staatszugehörig-keit gelangen lassen. Tragisches wird ins Groteske transponiert, bewußt von Karikatur umsäumt, ein wenig an Nestroy angelehnt und kakanisch aufge-mascherlt. Immer aber bleibt im Buch der Dichter Wortführer.

Solcher Vorlage hat sich der Regis-

seur Peter Ertelt gewidmet und erkennen lassen, daß ein ausgezeichneter Schauspieler - er spielt den Havlicek und ist unter Larven fast die einzige fühlende Brust - nicht auch inszenierend Erfolg haben muß. Auf Einzelheiten aus, auf Bierzeltatmosphäre im Miniorchester bedacht, läßt er die Zügel schleifen und Billiges hochleben. Das führt zu unerträglicher Outrage und zu Verstimmung. Einigen der Darsteller merkt man an, daß sie so vor sich hin spielen, andere dehnen, und Breite wird Brei. Zu nennen wären neben Ertelt Hertha Fauland als Witwe Hanusch und mit etlicher Einschränkung der in einen Fledermaus-Frosch gewandelte Szamek Hanns Eybl, der Versoffenheit langatmig ausspielt. Peter Pikl als Grenzer Konstantin - ein sehr passables Mannsbild, Elfriede Schüsseleder ein ihm zugeneigtes pak-schierhches Sexerl namens Eva. Uber dem Niveau das Bühnenbild Hannes Raders, der in eine Landschaftspersiflage zeichnerischen Witz einströmen läßt.

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