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Jeder im Zustand der schweren Sünde?

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Hinter dem vordergründig-formalen Kommunionverbot steht (warum eigentlich so versteckt?) das vernichtende Verdikt, daß sich jeder, der zu diesem Kreis zählt, im Zustand der schweren Sün-de mit allen ihren heilsvernichtenden Konsequenzen für die Betroffenen schon allein deshalb befindet, weil der objektive Tatbestand einer nach dem katholischen Kirchenrecht nicht ungültig erklärten Ehe besteht, und daß es nur zwei Wege gibt, aus diesem Zustand befreit zu werden: den des irdischen Todes des ersten Ehegatten oder den des Verzichts auf die zweite Ehe, welches neue schwere Unrecht damit immer auch verbunden sein möge.

Die Heilslogik dieser Behauptungen und insbesondere auch die völli ge Funktionslosigkeit einer unter Umständen anders gerichteten verantwortungsvoll überlegten Gewissensentscheidung ist nun plötzlich Gegenstand einer Auseinandersetzung innerhalb des Lehr- und Hirtenamtes der Katholischen Kirche im In- und Ausland.

Keine dieser drei angeschnittenen und für die einzelnen Betroffenen heilsentscheidenden Fragen kann durch eine Berufung auf einzelne Worte der Heiligen Schrift beantwortet werden.

Ihre literarische Gattung verlangt eine widerspruchsfreie Interpretation der Texte mit Hilfe der historisch-kritischen Bibelexegese und des sich entwickelnden Erfahrungs- prozesses der katholischen Moraltheologie, nicht zuletzt der Einsichten in der Heilsvermittlung erfahrener Seelsorger.

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