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Humoriger Kroetz

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Das Stück eines deutschen Autors in deutschsprachiger Erstaufführung! Franz Xaver Kroetz hat seinen früh entstandenen Einakter „Männersache” unter dem Titel „Ein Mann ein Wörterbuch .. .”zu einem etwa doppelt so langen Stück erweitert und inhaltlich verändert. Die Uraufführung dieser Fassung fand in Schweden statt, im Atelißrtheater wird sie nun erstmals in deutscher Sprache dargeboten.

Eine junge, tüchtige, aber unhübsche Geschäftsfrau Martha ist einem primitiven, ruppigen, ja widerlichen Kerl hörig, der sie unerträglich tyrannisiert. Männliche Präpotenz triumphiert. Unberechtigt vermutet er, Marthas Hund sei sein sexueller Nebenbuhler. Geht uns das etwas an? Die Beziehung dieser beiden Menschen wird psychologisch subtil durchgezeichnet. Das Gehemmte, das Unvermögen, sich sprachlich auszudrücken, die Pausen fast nach jedem Wort, die Kennzeichen früherer Stücke, werden hier nur noch sporadisch angewandt.

Vor allem aber ist diese Martha eine nachdrücklich wirkende Gestalt durch den Gegensatz demütig unterwürfiger Liebe und bescheidenen Stolzes auf die eigene geschäftliche Tüchtigkeit. Der Mannskerl bietet aber kein Wörterbuch an Eigenschaften, nur eine Eigenschaft: Unaussteh- lichkeit.

Weshalb die Neubearbeitung? Kroetz hat sich gewandelt. Die Gewalttätigkeit der frühen Fassung wird hier nur anvisiert, dann abgebogen. Kroetz bezeichnet das Stück als Komödie. Humoriges schimmert immer wieder einmal auf, im Publikum wird lauthals gelacht. Erfolge scheinen Menschen sehr zu verändern.

Unter der Regie von Eduard Stei- ninger gibt Angelica Schütz bemerkenswert das hilflos Geduckte von Marthas Liebe in mancherlei Abschattung. Peter Josch ist als ihr Partner überzeugend von stückbedingt Unentwegter Widerwärtigkeit.

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