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Illusion ist keine Mitschuld

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(Volkstheater, Wien; „Ghetto” von Joshua Sobol) Der von den Deutschen eingesetzte jüdische Chef im Ghetto von Wilna, der an der Ausrottung mitwirkt - viele Judenräte wurden dazu gezwungen - und bis zuletzt glaubt, einige retten zu können: Ein großes zeitgeschichtliches Thema, ein tragischer Konflikt. Dieses Stück mußte gespielt werden. Und es war richtig, daß der Israeli Joseph Millo es in Wien anders inszenierte als in Berlin Peter Zadek, der in einer grellen Revue ganz auf eine Täter-Opfer-Beziehung setzte, die dem Israeli Sobol diente, seinen Landsleuten Wahrheiten zu sagen.

Ernst Cohen spielt die historische Figur des Ghettokönigs Gens als einen, der Juden ausliefert, um

Juden zu retten, als tragischen Illusionisten, der sich aber mit dem saxophonspielehden SS-Mann Kittel, dem Erwin Ebenbauer die Kälte und Sentimentalität gibt, nie gemein macht. Anders hätte man das nicht spielen dürfen -nicht in Wien.

Trotz Revueszenen, Theater am Theater, Miki Kam mit ihrer schönen Stimme: keine kulinarische, sondern eine sehr ernsthafte österreichisch-israelische Ensembleleistung. Gadi Yagil (Sru-liks Puppe) oder Heinz Petters als profitierend leidenden Weißkopf (Otto Tausig geriet da in Berlin auf einen gefährlichen Grat) zu nennen, ist bereits ungerecht gegenüber einer Aufführung mit ganz wenigen Schwächen.

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