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Im Fernmeldeamt Potsdam sitzen Horchposten

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Größte Vorsicht ist geboten bei Telephongesprächen, die nach der DDR und umgekehrt geführt werden. Der DDR-Staatssicherheitsdienst hört mit und wertet jedes Telephonat aus. Es ist daher ratsam, bei den Telephonaten keine Äußerungen und Andeutungen zu machen, die den Gesprächspartner in der DDR oder in Ost-Berlin belasten könnten.

Im Fernmeldeamt Potsdam etwa, sitzen 19 Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit auf Horchposten. In völliger Klausur überwachen sie jedes Telephongespräch, das von Ost nach West oder von West nach Ost geführt wird. Dabei werden besonders interessante Gespräche auf Tonband aufgenommen. Die Tonbänder werden dem Ministerium für Staatssicherheit zur Auswertung übergeben.

Durch ein entsprechendes Schaltsystem ist es den SSD-Angehörigen im Fernmeldeamt Potsdam möglich, sich in Telephongespräche einzuschalten, oder aber auch Gespräche zu trennen. Letzteres geschieht nicht selten. Über die Gründe der Trennung erfahren die Gesprächsteilnehmer in der Regel nichts. Anfragen werden weisungsgemäß vom Personal des Fernmeldeamtes nicht beantwortet. Die auf Horchposten sitzenden SSD-Angehö- rigen müssen ein „Dienstnachweisbuch“ führen, in dem sie genau die Gründe für die Trennung von Telephongesprächen zu registrieren haben. Dieses Dienstnachweisbuch landet dann beim Ministerium für Staatssicherheit als „Geheime Verschlußsache“.

Bürger der DDR, die Westgespräche führen, und sich gegenüber dem westlichen Gesprächspartner über die Verhältnisse in der DDR kritisch äußern, machen sehr bald unfreiwillige Bekanntschaft mit den Organen der Staatssicherheit.

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