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Im Goldrahmen

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Einmütig bejubelte das Publikum der Grazer Oper den musikalischen Anteil der neuen Produktion von Verdis „Ballo in maschera": eine in der Tat kraftvoll-dynamische und sensible Leistung von Mario Venzago (Dirigent), Maureen Browne (Amelia), Hans Aschenbach (Gustavo) und ganz besonders von der wundervoll singenden, spielgewandten jungen Baskin Ainhoa Arteta (Oscar).

Die massiv ausgebuhte Inszenierung durch Steven Pimlott (Buhne Tobias Hoheisel), die von der Vlaam-se Opera Antwerpen übernommen wurde, hat eine Ehrenrettung unbedingt nötig. In einem monumentalen Goldrahmen vollzieht sich in den düsteren Farben und den uniformen Kostümen eines absolutistischen Polizeistaates das streng abgezirkelte Ritual eines Königsmordes. In ungewohnt strenger Stilisierung formiert es sich zu oratorienhaften Gruppierungen, die immer wieder aufgebrochen werden durch phantasievoll entworfenes plastisches Geschehen, dessen Aktionsraum ganz „brechtisch" stets als Theater ausgewiesen wird.

Renata ist ein subalterner, zum Tyrannenmord getriebener Schwächling, Amelia eine ausweglos in den Fesseln der Konvention erstickte Liebende. Höhepunkt von Pimlotts Erfindungen ist Oscar - ein Zwitterwesen, Clownmädchen und Mario-nettenkasperl. „Gustav Adolfs Page" und Koloratursoubrette in einem, seltsam und wunderbar. Ein besonderer Einfall ist der Schluß, in dem der tödlich getroffene König sich zur verschwebenden Musik buchstäblich in Luft auflöst, entschwindet...

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