Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Im Mittelfeld vereint
Die beiden Parteien der Regierungskoalition befinden sich im permanenten Kampf um die politische Mitte, wenden sie sich doch an dieselben Wähler und sind doch beide bestrebt, jedem Extremismus eine Absage zu erteilen. Sie sind aber nicht nur in der Mitte plaziert, sie sind im Laufe der Zeit auch mittelmäßig geworden. Die ÖVP ist nicht mehr von den Impulsen der christlichen Sozialerneuerung beflügelt, sondern ist zu einem kleinbürgerlich-agrarischen Sammelbecken geworden, die SPÖ ist keine von den hehren Idealen des Sozialismus getragene Gemeinschaft von Idealisten mehr, sondern eine bürokratisch-technokratische Herrschaftsorganisation.
SPÖ wie ÖVP haben aber noch in einem dritten Sinne mit der Mitte zu tun: sie sind am besten Wege, zu Mittelparteien zusammenzuschrumpfen, man wird sie bald nur mehr die „ehemaligen Großparteien“ titulieren können.
Bis vor kurzem schien die SPÖ von diesem Schicksal verschont, doch die Ergebnisse der letzten Landtagswahlen zeigen, daß der Niedergang auf dem Umweg über die Länder den Bund einzuholen beginnt und daß die Ausstrahlung Franz Vranitzkys nicht ausreicht, um über die Bundesebene auch auf die der Länder und Gemeinden zu wirken. Vranitzky hat den Fehler begangen, zwei Funktionen gleichzeitig zu übernehmen, von der er nur die eine, die des Kanzlers, gut und zur Zufriedenheit der ihm Anvertrauten auszuüben vermag, während er sich als Parteiobmann übernommen hat, statt nach dem Muster Helmut Schmidt/Willy Brandt die Funktionen zu trennen oder einen Geschäftsführer einzusetzen, der ihm die Arbeit, die ihm nicht liegt, abnehmen kann.
Nach den nächsten Wahlen werden sich die beiden Parteien in einer Art letztem Aufgebot trotz allem noch einmal zu einer Koalition zusammenfinden, denn wenn die Addition von zwei Halbheiten und Mittelmäßigkei-ten auch keine entschwundene historische Größe mehr ergibt, so doch allemal noch eine Mehrheit, bis auch diese im Zuge unvorhersehbarer Entwicklungen rund um ein neues Millenium dahin-schmelzen und unvermuteten po-litischen Konstellationen Platz machen könnte.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!