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Im Nadelstreif

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Des königlichen Dramas um Liebe, Leidenschaft und Tod des Antonius und der Cleopatra nimmt sicri* der Belgier Jan Lauwers an, mit dem .kollektivem' Ensemble „Needcom-pany" spielt er mit geringem Aufwand Shakespeare und anders als Heiner Müller. In dieser Produktion aus Frankfurt bei der Salzburger Sommerszene werden Personen und Text des Shakespeare'sehen Vorbilds hochkonzentriert dargeboten.

Die Szenen werden von den Protagonisten aus dem Originaltext herausgegriffen, gespielt oder wieder verworfen - Charmion (Grace Ellen Barkey) fungiert als Ansagerin, wenn sie das tut verwendet sie ein Mikrofon, wie alle die aus dem Stück heraustreten.

Das Bühnenbild besteht aus einer mit Kuhfell überzogene Sesselreihe an der Rampe, auf der sich die Figuren gemäß der Handlung gruppieren können, allein der Tod ist ein Grund zum Abgang, wenn der betreffende Schauspieler nicht noch eine andere Rolle übernimmt. Die Schlacht bei Aktium wird als Meeresbrandung in den Hintergrund projiziert und von den Schauspielern einige Minuten andächtig betrachtet. Eine lebende Schlange auf einem Podest im Hintergrund gibt das

Leitmotiv des Stückes wieder.

Cleopatra (Petra Barthel), ein zartes Persönchen im wuchtig wirkenden Nadelstreif spielt die Reichsmanagerin, die ihre weiblichen und schlan-genhaften Gaben sehr wohl zum Vorteil ihrer Geschäfte einzusetzen vermag.

Ihr Widerpart ist der bildverliebte Antonius (Michael Greiling), der sie kaninchengleich anstarrt und wie nebenbei seine Frau und ein halbes Reich verliert. Dazwischen Octavius Caesar (Kai Mertens), der elegante

Snob, von alle dem scheinbar unberührt, erst nach dem Tod von Cleopatra und Antonius brechen in einem furiosem Tanz seine Gefühle aus ihm heraus.

Die Produktion im noch immernicht optimal adaptierten Stadtkinosaal leidet teilweise unter schweren akustischen Mängeln. Die Adaption Shakespeares von Jan Lauwers/Needcom-pany ist elegant, stringent und der Zeit angepaßt, zwischen Talkshow und Vorstandssitzung angesiedelt.

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