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Im Sprachrevier

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Die Krise des Worts — wir denken an Hofmannsthal, auch an Paul Celan — ist eine existentielle und essentielle zugleich. Wittgensteins Schlußsatz, wovon man nicht sprechen könne, darüber müsse man schweigen, bezeugt es. Aus dem Schweigen aber fließt schließlich doch die Erkenntnis der Teilhabe an der unendlichen Fülle des Seins. Natürlich führt der Versuch, das also Erfahrene sprachlich wiederzugeben, zu einem verwirrenden, daher undurchsichtigen Büd. Hie und da jedoch, in einer „Lichtbrechung“ etwa, blitzt aus scheinbar unscheinbaren Dingen etwas auf, was der Dichter als „selbstversunkene / nicht hilfsbereite - und doch mit der Liebe / vereinigte — Teilchen“ bezeichnet, als „Logos“ auch, der, obwohl bisweilen nichts anderes als ein „Gedankenstrich“, dem Meditierenden die Richtung weist.

Die „weit gestreute Sprache“ Andrea Zanzottos, des wahrscheinlich bedeutendsten Lyrikers der italienischen Gegenwart, verliert in der deutschen Nachdichtung — man muß sie als solche bezeichnen - nichts von ihrem Gehalt und dient durchaus als Beweis dafür, daß der Sinn des Daseins weniger durch unser Wissen als vom Glauben her erfaßt werden kann.

LICHTBRECHUNG. Von Andrea Zanzot-to. Ubersetzung von Donatella Capaldi, Ludwig Paulmichl, Peter Waterhouse. Verlag Droschl, Wien, Graz 1987.275 Seiten, öS 200,-.

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