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Im Widerstand

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Selten ist ein einprägsamerer Erlebnisbericht über Anfänge und Machtergreifung des italienischen Faschismus aus der Sicht eines Linkssozialisten und Patrioten gelungen, als dies mit dem Buch Emilio Lussus der Fall ist. Lussu (1890-1975) war sardischer Abgeordneter der Autonomisten, als sich Benito Mussolini 1922 anschickte, den Marsch auf Rom zu inszenieren, an dessen Vorbereitung übrigens der Dichter Gabriele d'Annunzio maßgeblich beteiligt war. 1927 wurde Lussu schließlich auf die Insel Lipari verbannt, von wo ihm die Flucht nach Frankreich gelang. Nach dem Krieg wurde er zum Minister ernannt und war lange Zeit auch Mitglied des Senats.

Über das Faschismusphänomen gibt es freilich ungezählte historische Analysen, gleichwohl standen und stehen kritische Dokumentationen unmittelbar Beteiligter mit soziologischem Tiefblick immer noch aus. Lussus beinahe romanhafte, nicht selten in feine Ironie verfallende Chronik eines Widerstandskämpfers, die er erstmals 1933 im Exil veröffentlichte, ist beispielhaft für eine bewußt parteiische Stellungnahme, die jedoch niemals in Pauschalierungen, Verachtung oder gar in blanken Haß umschlägt.

Einen besonderen Reiz gewinnt diese dramatische Reportage über Legitimität und Usurpation der Macht dadurch, daß sich Emilio Lussu einer äußerst klaren, lateinischen Ausdrucksweise bedient, die es dem historisch Interessierten sehr erleichtert, der Verworrenheit damaliger Ereignisse mit dem geschärften Blick eines Insiders vom Format dieses Zeitzeugen zu begegnen.

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