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Im Zombieland

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Es ist ein wirres Spektakel, das Leander Haußmann, Deutschlands neuer Regie-Jungstar, für den „steirischen herbst" inszenierte: Botho Strauß' , Angelas Kleider" sollte uraufgeführt werden. Der mystisch-mythische, theosophische unheimelnde Text, der seine Anleihen bei E.T.A. Hoffmann und Ödön von Horvath nimmt und der seine Inhalte aus van Genneps, Freuds und Nietzsches Theorien bezieht (alle nur möglichen Deutungen offenlassend), wird in der Grazer Uraufführung zu einem barocken Spektakel umgedeutet, in dem die Bühnentechnik zum Hauptakteur gerät.

Feuer und Wasser, Roboter und Hydraulik, Sensorround-Effekt und über die Bühne rasende Geisterbahnwaggons täuschen über so manche tiefgründig wirkende Seichtigkeit der Aussagen hinweg. Hieronymus Bosch und Luis Bunuel stehen Pate bei spektakulären Arrangements. Die zu zahlreichen Prüfungen ihres Inneren ausgeschickte Melanie, Feind-Freundin der mit Hilfe von Kleidern normierenden Angela und Experimental-spielzeug von Angelas Vater, dem genialen „Bio-Präparator", wandert bis zu ihrer seelenauflösenden Katharsis durch einen Dschungel von Andeutungen zur Jetzt-Zeit: Bo De-rek und die Zombies, Star Wars und Rolling Stones, alles kichert, dröhnt und wälzt sich. Haußmanns Caligari-Spiele verdecken Botho Strauß. Vielleicht, um sich vor einer Stellungnahme zu Unsinn oder Tiefgang zu drücken.

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