Nestroys geniale Posse „Der Zerrissene' hat keine spielbare Handlung, - sie lebt einzig und allein von erzählten Geschehnissen, von messerscharfem Witz und von hyperrealer Diktion. Das ist wohl auch der Grund, daß die jüngste Grazer Schauspielpremiere zu einem nicht unbeträchtlichen Vergnügens- und Lacherfolg geworden ist.Kein Bühnenbildner (Alois Galle begnügt sich mit ein paar Stoffbahnen) und kein Regisseur können das Wort-Spiel stören. Da mag Marc Günther seine Inszenierung mit noch so viel läppischen Lazzi trippelnder Diener, stolpernder Knechte und rennender Pächter
Es ist schade, wenn an einem einzigen Abend so viele Chancen für ein gutes Theaterstück vergeben werden wie bei Urs Widmers „Sommernachtswut", der Eröffnungs-Uraufführung des heurigen steiri-schen herbst.Die an sich reizvolle Idee, den shakespearischen Bottom nach 400jährigem Schlaf in einer für ihn wohl grausig sein müssenden Welt wieder aufwachen zu lassen, bringt dem Stück erst in seinen letzten Minuten Schwung. Auch die Idee, die Figur des Autors in Menschen- wie auch in Puppengestalt mit sich selbst dialogisieren zu lassen, könnte viel hergeben, wäre der Mono-Dialog nicht
So etwas ist selten beim „steirischen herbst": Massen stauen sich vor Vorstellungsbeginn, Karten werden auf dem Schwarzmarkt gehandelt, die Polizei muß Ordnerdienste leisten -die Survival Research Laboratories aus San Francisco geben eine vielfach vorgelobte Performance in einer auf-" gelassenen Fabrikshalle ein Graz.Vorwarnungen wegen möglicher Gesundheitsschädigungen der Zuse-her, Anzeigen wegen bestialischen Lärms durch Anrainer, Ohrenstöpsel-Pflicht für das Publikum - all das erweckt ängstliche Begierde für das angekündigte Anti-Kriegs-Kampf-spektakel, das mit
Mitten in der Grazer Altstadt floß im „transkontinentalen Puntigamerzelt" das Bier in Strömen, unzählbare Grillhendln warteten aufs Verzehrtwerden: Endlich gab es eine Veranstaltung im „steirischen herbst", die sich nicht nur an elitäre Avantgardisten wandte, sondern die auch den kulturellen Normalverbraucher ansprach.„The immigrant song" versuchte den Mutationen europäischer Volksmusik in den Auswanderer-Zentren Amerikas nachzuspüren. Die von Fritz Ostermayer in langwierigen Recherchen aufgefundenen Gruppen und Ensembles präsentierten drei Tage lang Folkmusic und
Die Woche der Sprechtheater-Uraufführungen im „steirischen herbst" ist also vorbei. Vorbei ist zugleich eine Woche der enttäuschten Erwartungen, eine Woche schwächlichen Spiels, schlechter Präsentation und ungekonnter Regie.Barbara Strohschein, deutsche Autorin, versucht in ihrem „Pistolenkuß", sprachlich zwischen Freud und Phrase torkelnd, die Irr-Weit eines sich in seine Kindheit und Krankheit verkriechenden alten Mannes darzustellen, dem sein Krankenbett zum Gefängnis und der Baby-Strampelanzug zu einer Zwangsjacke wird. Alle seine Wünsche projizieren sich in die
Der „steirische herbst" ist also eröffnet. Die Silageballen, die als Wegweiser zu den Spielstätten in der Stadt umherlagen, sind entfernt, weil man sie nächtens angezündet hatte, Hartmut Skerbischs stählerne Installation des Innenlebens der Freiheitsstatue überragt das Opernhaus zum Befremden der Passanten.Im Schauspielhaus wird die Variationskomödie „MESALLIANCE -aber wir ficken uns prächtig" des NeoStars unter den Bühnenautoren Werner Schwab uraufgeführt. Schwab will keine Gesellschaftskritik üben, indem er ein gegen die Scheinwelt und Fassaden-Normen der Älteren
Der „steirische herbst" hat also doch noch seine szenischen Höhepunkte bekommen. Die sechs Tänzer der Tanzkompanie von Karin Vyncke aus Belgien faszinieren durch ihre unerhörten und immer neuen Spring- und Drehtechniken, mit denen sie „Kreu-set" (Durst) darstellen. Wasser ist hier das Symbol der Mächtigen, mit dessen Hilfe sie die Dürstenden zu reglementieren versuchen. Mauern grenzen den Raum der Sehnsucht ein, die Tänzerversuchen immer wieder, diese Mauern zu überwinden, und müssen doch immer wieder daran scheitern. Lichteffekte, Klavierbegleitung, Wasser und die sechs
Anselm Glücks, des Grazer Stadtschreibers, erstes Theaterstück ist kein Theater-, sondern ein Sprachstück, das philosophierend und manchmal auch sich bewußt in Banalitäten ergehend reduziert ist auf den Klang und auf den Sinn eines Textes, den drei Sprecher monoton, wie Roboter, vortragen. Szenische Elemente kommen nicht vor, akustische und gestische hat Heinz Hartwig als Regisseur sparsam eingesetzt, die Bühne ist verkleinert auf einen Wohncontainer, aus dem die Sprachblasen ins Publikum geraten. Es ist eine wohltuende Reduktion des Gestus, weil so die se-miotische Dichte des Textes
Es ist ein wirres Spektakel, das Leander Haußmann, Deutschlands neuer Regie-Jungstar, für den „steirischen herbst" inszenierte: Botho Strauß' , Angelas Kleider" sollte uraufgeführt werden. Der mystisch-mythische, theosophische unheimelnde Text, der seine Anleihen bei E.T.A. Hoffmann und Ödön von Horvath nimmt und der seine Inhalte aus van Genneps, Freuds und Nietzsches Theorien bezieht (alle nur möglichen Deutungen offenlassend), wird in der Grazer Uraufführung zu einem barocken Spektakel umgedeutet, in dem die Bühnentechnik zum Hauptakteur gerät.Feuer und Wasser, Roboter
Mitteleuropa beginnt wieder zu leben. Und es beginnt zu leben in den kleinen Gebieten, in den Städten und den Regionen, in den Provinzen, Komitaten, Republiken und Bundesländern. Es ist, als hätten alle auf einmal bei Stifter gelernt oder bei Khor oder bei Koren.
B ald also ist es soweit. Die Monate der räumlichen und or- . ganisa torischen Provisorien sind für sie vorbei, die Zeit der Rechtferti. gung. für übertragene Kompetenz Und Autorität.in künstlerischer und kaufmännischer Hinsicht über die Grazer Vereinigten Bühnen beginnen. Zunächst noch im Verborgenen, ab dem Herbst vor dem_ auf-grund etlicher Ungeschicklichkei- .. ten wahrscheinlich überkritischen Auge und Ohr des Grazer Publikums: die vorerst einmal auf fünf } ahre begrenzte Ära des neuen Irite'n danten Gerhard Brunner und sei fies Teams Marc Günther (Schauspiel), Gundula
„Der Tempel der Ordnung muß die Religion des Chaos als Faktum anerkennen“, so - beinahe kämpferisch - postuliert Ralph. H. Abraham, Mathematikprofessor der University of California, den Anspruch einer neuen philosophischmathematisch-physikalischen Denkrichtung, die seit genau zwan-zig Jahren herkömmliche Weltanschauungen ins Wanken bringt. Dabei ist sie keine neue philosophische Schule und keine neue mathematische Erkenntnis, diese „Chaos-Theorie“, sondern bloß die Weiterführung eines prinzipiellen Ansatzes aus dem Altertum und der Renaissance, seit der Jahrhundertwende durch
(styriarte, Graz) Er möge es nicht, wie Nikolaus Harnoncourt Mozart mißhandle, hat einmal Karl Böhm gesagt und damit zugleich die Unvereinbarkeit zweier musikalischer Weltanschauungen klargelegt: Nikolaus Harnoncourt hat damit das Bach-Bild unserer Zeit wesentlich mitgestaltet und formt nun ein neues Mozart-Bild, das weggeht vom üblich Lieblichen und einen Mozart zeigt, der voll Saft und Dynamik steckt, immer andere Überraschungen auf blitzen läßt und von gewaltiger interpreta toris eher Spannung beherrscht ist.Dabei ist es nebensächlich, welches Orchester Harnoncourt dirigiert, seinen
Vom Klimawechsel in Ungarn und Jugoslawien profitiert besonders die Steiermark. Hüben wie drüben belebt unternehmerischer Geist in Politik, Wirtschaft und Kultur die nachbarlichen Beziehungen.