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Schrottplatz der Sprache

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Der „steirische herbst" ist also eröffnet. Die Silageballen, die als Wegweiser zu den Spielstätten in der Stadt umherlagen, sind entfernt, weil man sie nächtens angezündet hatte, Hartmut Skerbischs stählerne Installation des Innenlebens der Freiheitsstatue überragt das Opernhaus zum Befremden der Passanten.

Im Schauspielhaus wird die Variationskomödie „MESALLIANCE -aber wir ficken uns prächtig" des NeoStars unter den Bühnenautoren Werner Schwab uraufgeführt. Schwab will keine Gesellschaftskritik üben, indem er ein gegen die Scheinwelt und Fassaden-Normen der Älteren ankämpfendes Zwillingspaar auftreten läßt. Er will bloß den umherliegenden sprachlichen Schrott dramatisieren, persiflierend darstellen und in immer wieder überraschenden Bedeutungskombinationen aus sich selbst wirken lassen.

Freilich wirkt dabei manches aufgesetzt und auf oberflächlichen (Lach)Erfolg hin programmiert: daß das Lehrerehepaar Pestalozzi heißen muß, der eitle, blutrünstige Gemeinderat aus Kärnten Haider, der Theologiestudent Jägerstätter, der Kunstmaler Eric Brauser und der Briefträger Sepp Moik, das ist mitsamt der sprachlichen Charakterisierung der Personen allzu simpel. Aber dennoch fasziniert die Dichte der Sprache, die Lust am philosophierenden Kauderwelsch, die Intensität der Kombination von Altwörtern und Neuwörtern. Die Regie Marc Günthers läßt das Verständnis der Wort-Komödie vermissen, vor allem wenn begonnen wird, dräuendes Schicksalsdrama zu spielen und statt zu reden zu deklamieren. Diese szenische und gestische Aufgeblasenheit schadet dem Stück, mit dessen schwieriger Sprache am besten Ernst Prassel und Ute Radkohl zurechtkommen.

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