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Im Zwielicht

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(Opernhaus Graz; „Götterdämmerung“ von Richard Wagner) Christian Pöppelreiter verschlimmert das Interpretationsdilemma des Schlusses noch: nachdem Hagen mit einer Pyrophobie-Pantomime Brünnhildens Schlußmonolog fast die Show gestohlen und der Guckkastenrahmen des „tönenden Schaugedichts“ sich um das postmoderne Lagerhausgerümpel der Gibichungenhallegelegt hat, begegnet der übriggebliebene Alberich dem ebenfalls noch vorhandenen Waldvogelmädchen, das auf einem Schrägbalken dem Chaos entklettert. Seinem Verwirrspiel entzieht sich der Regisseur mit dem Transparent eines Wagner-Zitats: „Ich sage nichts weiter...“

Trotz solch angreifbarer Ideenklitterung und manch frontal-szenischem Leerlauf gelingen auch Bilder von höchster Expressivität wie etwa Hagens grandiose Chorszene als unheimlicher, grotesker Einblick in ein Kasernhof-Oratorium. Hagen (der riesige, farbige Zelotes Toliver) ist Hauptperson: graue Eminenz, Intrigant und Macher, Siegfried (Wolfgang MüllerLorenz) wirkt eher negativ als gebrochener Charakter, Waffen- und Weibernarr.

Die Musik aber ist nicht manipulierbar: Nik Sa Barezas Meisterschaft erhellt die Zusammenhänge und läßt doch keine Wendung unbeachtet; durch ihn und die herrliche Brünnhilde der Johanna Lotte Fecht wird der Abend zum Triumph von Wag-, ners Musik

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