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In Zeitlupe

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„König Richard II." im Grazer Schauspielhaus: mit augenzwinkernder Genüßlichkeit wird hier Theaterkonvention beschworen. Die Bühne (Max von Vequel-Westernach) - ein fast intimes Zimmertheater in blankem Historismus mit Kulissengängen und gemaltem Burg-Prospekt; frontale, meist hochprofessionelle Deklamation; Figurenarrangements von erlesener Komposition; sparsame, ritualisierte Gestik; deutlich ausgestellte Choreographie der wie in Zeitlupe ablaufenden Bewegung; viel Platz für Pathos und für lebende Bilder; Lichtspiele, die Figuren und Ensembles aus dem Halbdunkel holen - das ist Ellen Hammers Shakespeare-Zeremoniell, bewußte Rückkehr zu einem „altmodischen" Stil von hoher Künstlichkeit.

Aber der schöne Formalismus von ästhetischem Reiz und großer Intensität läßt einen letztlich kalt. Weder die politische Tragödie noch die Leidensgeschichte dieses schwachen Königs vermögen zu fesseln oder zu rühren, zumal der Protagonist (Gerhard Balluch) den langjährigen Tragöden-Durchschnitt nicht überragt.

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