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Digital In Arbeit

Information unter Ausschluß der Öffentlichkeit

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Das Abkommen von Helsinki, das unter anderem einen besseren Informationsaustausch zwischen West und Ost herbeiführen sollte, hat - dies ist keine Neuigkeit - auf dem Pressesektor kaum Erfolge gebracht. Westliche Zeitungen werden in den Oststaaten nach wie vor nahezu „unter Ausschluß der Öffentlichkeit” vertrieben; die Hauptkontingente der übersandten Zeitungen wandern in Botschaften, Hotels, Flughafenkioske und andere Lokalitäten, wo im wesentlichen gewährleistet ist, daß sie kein Einheimischer in die Hände bekommt. Bezeichnend ist auch, daß nur rund 60 Prozent in den öffentlichen Verkauf gehen, rund 40 Prozent sind Abonnements, wobei diese Ziffern von Land zu Land schwanken. Überraschend mag jedoch eine Untersuchung der „Financial Times” sein, die zeigt, wie lächerlich gering der Absatz westlicher Zeitungen im Osten tatsächlich ist, wobei vier führende europäische Zeitschriften untersucht Würden. Während in der ČSSR und in Ungarh der Import westlicher Zeitschriften um zwei bis drei Prozent angestiegen ist, läßt sich in Polen sogar eine rückläufige Tendenz feststellen. Den größten Zuwachs hatte zwar Bulgarien zu verzeichnen, doch sind in diesem Land mehr als 80 Prozent der verkauften Blätter Abonnementstücke; an zweiter Stelle rangiert die Sowjetunion.

Diese „Zuwächse” bedeuten, gemessen an der Bevölkerung in den Oststaaten, daß von den vier untersuchten Zeitungen (siehe Tabelle) nur je ein Exemplar auf rund 51.000 Einwohner kommt. Das Schlußlicht dieser traurigen Parade bildet die DDR, in der rund 510.000 „Leser” auf eine westliche Zeitung kommen (wobei jedoch die FAZ ihre Ziffern nicht preisgibt). Dazu kommt, daß westliche Zeitschriften im Ostep oft unverhältnismäßig teuer, wegen verzögerter Auslieferung auch oftmals unaktuell sind und gelegentlich - sollte ein Artikel sich mit einem unerwünschten Thema befassen - nur unvollständig ausgeliefert werden.

Der Osten reagiert auf die Veröffent- . lichung derartiger Ziffern mit Achselzucken: Schließlich werden ja nach England täglich auch nur 232 Exemplare der „Prawda” geliefert und daß der Westen mangelndes Interesse an der „Wahrheit” habe, werde doch niemand behaupten wollen…

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