Was geht in Mittelamerika wirklich vor? Die Unmöglichkeit einer „ausgewogenen”, nur faktenbezogenen Berichterstattung ist ein Teil der Tragödie. Wer berichtet, bezieht Stellung — wer je die Region besucht hat, schon gar. Vielleicht ist es besser, man bekennt, parteiisch zu sein, statt es zu verschweigen.
Die deutsche Journalistin und Buchautorin Helga Schlumber- ger, die mehrere Monate hindurch die Region kreuz und quer bereiste, macht aus ihrer Parteilichkeit kein Hehl: für die Armen, die Entrechteten, die Ausgebeuteten. Das ehrt sie, rechtfertigt aber noch nicht die Schwarzweißmalerei, in die sie allzu rasch verfällt.
Die Erschießung ihres Gefährten, eines holländischen Journalisten, subjektiviert ihre Aussagen noch mehr. Andererseits gewinnen damit kritische Beobachtungen (etwa sicherheitspolizeilicher Bespitzelung in Nikaragua) an Glaubwürdigkeit. Viele dokumentierte Augenzeugenberichte machen das Buch auf jeden Fall beachtenswert.
KREUZWEG MITTELAMERIKA (El Sal- vador, Honduras, Nikaragua, Guatemala). Von Helga Schlumberger. Autoren Edition, 1982. 296 Seiten, Ln., öS 197,60.
