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Jewtuschenko in Jerusalem

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„Kein Denkmal gibt es hier in Babij Jar“, schrieb der sowjetische Dichter Jewgeni Jewtu-schenko, als ihm die Judenmassaker bekannt wurden, die nicht Nationalsozialisten oder dazu eingesetzte SS-Einheiten, sondern Mitglieder des ,ßundes des russischen Volkes“ an Tausenden jüdischen Menschen in den sowjetischen Republiken verübten. Babij Jar wurde auch durch Jew-tuschenkos Gedicht zu einem Sinnbild des Antisemitismus. Die in Israel lebenden jüdischen Emigranten aus der Sowjetunion können davon erzählen, wie sie Schauprozesse, Verhaftungswellen, Umsiedlungen und Behinderungen aller Art überstanden. Jahrelang waren die diplomatischen Beziehungen zwischen der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken und dem Staate Israel auf dem Gefrierpunkt.

Nun wirken sich Gorbatschows Reformen auch auf das Verhältnis Moskau-Jerusalem aus. Sozusagen symbolisch begleitete die Wiederaufnahme der Beziehungen zunschen den beiden Ländern der einstige Provokateur Jewgeni Jewtuschenko. Er enthüllte im Beisein und schweigender Anteilnahme sowjetischer Diplomaten in Jerusalem einen großen Gedenkstein, auf dem in cyrillischen und hebräischen Lettern der Opfer gedacht wird. Nun gibt es ein Denkmal für die Opfer von Babij Jar. Beeindruckt hörten Hunderte Israelis den Dichter seine Verse von Babij Jar rezitieren.

,Jch zähle heute soviel Jahr I wie sie das jüdische Volk bisher durchschritten,-/ Es kommt mir heute vor: ich bin ein Jude… I Und ich bin selbst: ein einziger stummer Schrei, I wo Abertausende begraben sind.“

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