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Kästner in dritter Version

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Der 1935 erschienene Roman Erich Kästners, bereits 1936 zum erstenmal in Schweden von Tancred Ibsen und hierauf 1955 von Kurt Hoffmann in Österreich abermals verfilmt, „Drei Männer im Schnee“, ist nunmehr in einer dritten (diesmal farbigen) Filmversion aus der Bundesrepublik Deutschland unter der Regie Alfred Vohrers erschienen. Wenn auch von Kästners kauzig-märchenhafter Geschichte eigentlich nur mehr das Handlungsskelett und einige wenige Dialogstellen (so die Schlußszene) übriggeblieben sind — was sicher nicht nur dessen Anhänger bedauern —, so sollte man dennoch nicht zu streng sein: ist eine Aktualisierung und Zeit- und Geschmacksanpassung bei einem künstlerischen Werk illegitim? Um so mehr, wenn die Vorlage heute doch bereits etwas überholt ist, jedenfalls in der Originalform nicht mehr zeitgemäß? Immerhin liegt der neue, durch brillant gefilmte Wintersportaufnahmen besonders bestechende Film, der nur in einigen Passagen zu billigem Klamauk verflacht, noch weit über dem üblichen Durchschnitt des sonstigen bundesdeutschen Filmlustspiel-Niveaus.

Wohl weitaus weniger „die zunehmende Gewalt in unserer Gesellschaft“ kritisieren zu wollen als eben daraus eine Spekulation mit der Sensationsgier der Zuschauer zu machen ist die Absicht des amerikanischen Polizisten-Thrillers „Calahan“, einer inhaltlich nicht unabhängigen Fortsetzung des Geschäftserfolges „Dirty Harry“ mit Clint Eastwood aus dem Jahr 1971. Aus dieser brutalen und viel zu langen Rocker-Polizei-Story um Privatrache an aus den viel zu losen Masohen des Gesetzes entkommenkönnenden Verbrechern sexualpsychologische Hintergründe und Symbolik (Motorrad, Leder, Stiefel, Pistolen, Männergesellschaft usw.) herauslesen zu wollen, ist zwar ein amüsanter Spaß, sicher aber nicht ernsthafte Absicht der sichtlich allein kommerziell interessierten Hersteller.

Völlig überflüssig jedoch sind Aufführung und Besuch der beiden qualitativ unbedeutenden und vielleicht deshalb auch schon viel zu lange „gelagerten“, aus den endsech-ziger Jahren stammenden Filme ,£>er Amerikaner“ (mit Charles Bronson) und „Mafia-Story“ (mit Franco Nero). Daß derlei Filme — trotz solcher „Stars“ — so lange auf sich warten lassen, hat durchaus seinen Grund!

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