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Karl Maria Grimme

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Was bleibt aus dem Lebenswerk eines Bühnenautors, Theaterkritikers und Külturjournalisten für die Nachwelt erhalten? Karl Maria Grimme, der nun nach kurzem Leiden in Wien gestorben ist, hinterläßt kein Buch. Sein Denken ist es, das, mit der Kulturgeschichte der letzten Jahrzehnte verwoben, weiter wirkt.

Grimme, 1897 in Wien geboren, war zunächst Techniker. Als Diplomingenieur hätte er sich ein Leben lang mit den Fragen seines Faches befassen können, er aber begann nach dem Ersten Weltkrieg knappe und prägnante Betrachtungen über das kulturelle Leben zu publizieren. Erzählungen zumeist historischer Thematik folgten. Endlich entdeckte Grimme das Theater. Er entwarf Bühnenstücke und schrieb sie nicht zu Ende. Sein kritischer, selbstkritischer Geist ließ ihn die Arbeit unterbrechen. Zu sich selbst strenger als zu den anderen, wurde er zum Kritiker des Theaters.

Zwischendurch schrieb er kurze Dialoge, Einakter, kleine Szenen. Sie kamen in den letzten Jahren auf die Bühne: klare, scharfe Reflexionen auf das Zeitgeschehen.

In Österreich leidet das Theaterleben an ideologischer Verblendung, an Cliquenwesen und Snobismus. Freundliche Offenheit gegenüber der österreichischen Dramatik ist nicht die Stärke der führenden Theaterleiter. Kein Wunder, wenn Grimme, dem Bühnenautor, die Anerkennung versagt blieb.

Als Kritiker, als Vortragender anläßlich der österreichischen Theatertage konnte er Maßstäbe setzen. Daß er Jahre hindurch Theaterkritiker der FURCHE war, ist eine Ehre, die wir nicht vergessen. Seine umfassende Analyse der mehr als eigenwilligen Faust-Inszenierung von Oto-mar Krejca im Burgtheater ist nur ein Beispiel für seine Stand-haftigkeit und intellektuelle Kraft.

Grimme wurde zum Verteidiger der toten und lebenden Autoren. Ihm war der Geist wichtiger als die Sensation. Sein Standort blieb und bleibt ^anfechtbar: er verband Ethik und Ästhetik.

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