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Kasperltheater und Totentanz

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Die langsame, aber wohl nicht aufzuhaltende Inbesitznahme unserer Welt durch die Maschinen ist zweifellos ein Hauptproblem von heute. Wenn Lotte Ingrisch darüber zu philosophieren beginnt, will sie es allerdings nicht in Form eines Problemstücks tun. Folglich ist die „Kybernetische Hochzeit" ein „Zau-berspiel" geworden, das Altwiener Volkstheater-Traditionen beschwört.

Allegorisch und gleichnishaft wird darin die Geschichte des Menschen (er trägt das Gewand des Kasperl) erzählt, der von dem bösen Zauberer Atomwisch ins Weltall geschickt wird — der Engel Seraphim kann da nicht helfen. Kasperl muß sich mit der Königin der Maschinen vermäh-

len, und das neue Glaubensbekenntnis betet nicht mehr Gott, sondern die Atomphysik an. Auf in den Untergang!

In den Kammerspielen wird dieses Konglomerat aus Totentanz, Grottenbahn, Kaspertheater, Science fiction und banaler Lebensweisheit in der Regie von Eva Kerbler (die auch die Ausstattung besorgte) zur Uraufführung gebracht. Ihre überturbulente Inszenierung diente wohl, wie die überlaute, vom „Spontan Music Trio" beigesteuerte Musik, dazu, die Fragwürdigkeit des Stückes zu übertönen. Die Schauspieler, an der Spitze Siegfried Walther, hüpfen als grelle Karikaturen über die Bühnen. Mit durchaus mäßigem Effekt.

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