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Kein Happyend

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„Der Wind stand still", und für Hermann Pratt war es „die Rückkehr in die Einsamkeit". Der neue Roman von Marianne Gruber, „Windstille", schildert das immer gleiche Ungemach zwischen Menschen ungleicher Herkunft. Das Strandleben im Kärntner Urlauberparadies: selige Idylle für Fremde, geheime Feindseligkeit unter Einheimischen, die es bloß Ansäßigen nicht gönnen, dort heimisch zu werden.

Die junge Marja wird tot aufgefunden, erwürgt von wem, da der Ort nur anständige Leute aufweist? Die Tote hat eine üble Nachrede, der 60jährige Pratt führt eine schlechte Ehe; warum wurde seine Frau Alkoholikerin?

Schon auf den ersten Blick in das Buch zeigt sich, daß dieser Roman kein Krimi ist, sondern ein subtiles Psychogramm von Zeit und Zeitgenossen: das unglückliche Ehepaar, seine im Ausland lebenden Kinder, der Gendarm Pirker, Jurko, jüngerer Bruder der Getöteten oder die plötzlich auftauchende Journalistin Lisa, einstige Schulfreundin Elenas, der Tochter Pratts, und der fast nicht vorkommende Täter, - es kommen keine Nebenfiguren vor in dem schönen Roman, so wie das Unnatürliche nicht Nebensache ist und zur Natur der Welt gehört, das Unglück als Schatten zum Glück und schließlich der Tod zum Leben.

Die Scheinidylle ist idyllischer Schein. Im Ganzen: beispielhaftes Panorama, Abbild der Gegenwart, die gezeichnet bleibt von ihrer (und unserer) unvergangenen Vergangenheit.

WINDSTILLE. Von Marianne Gruber. Edition S. Wien 1991. 212 Seiten, öS 228,-.

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