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Keine Frage der Ideologie

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Über die Ankündigung der OPEC, den Ölpreis bis Ende 1982 einzufrieren, dürfen sich nicht nur die Autofahrer, sondern auch die Apostel der Marktwirtschaft freuen. Geradezu lehrbuchhaft hat der steile Preisanstieg (mit einer Verzögerung - „time lag“ die angesichts der weltweiten Dimension begreiflich ist) zu einem Rückgang der Nachfrage nach öl bzw. zu einem Überangebot geführt, das jetzt preisdämpfend wirkt.

Der Preismechanismus, das Spiel von Angebot und Nachfrage oder wie immer man diese marktwirtschaftlichen Grund zusammenhänge nennen will, hat damit eine Wirkung erzielt, die durchaus konform zu den weltweiten Ressourcenüberlegungen steht, und die mit isolierten Appellen, Pickerln und Geschwindigkeitsbegrenzungen nie zu erreichen gewesen wäre.

Wie es ja ohnehin im Welt(handels)maßstab, nimmt man die geübte Praxis, nie ernsthafte Zweifel am Funktionieren der Marktwirtschaft gegeben hat.

Es fällt dabei auf, daß gerade jene Staaten, die sich sozialistisch nennen und intern ein striktes planwirtschaftliches Wirtschaftssystem haben, auf dem Weltmarkt besonders forsch-kapitalistisch auftreten. Sei es bei der Festsetzung der Frachtraten in der Donauschifffahrt, sei es bei den Preisen für Rohstoffe.

MeinerMeinungnachsind deshalb alle Versuche der europäischen Industriestaaten, sich mit Handelsbarrieren gegen die japanischen Importeabzuschotten, zum Scheitern verurteilt. Man wird einander volle Solidarität gegen den japanischen Weg versichern, aber selbstverständlich seine Autos und Unterhaltungselektronik (und bald auch seine EDV-Anlagen) weiter dort kaufen, wo das beste Preis-Leistungs-Verhältnis besteht.

Vor allem Drittstaaten sind derartige Solidaritätsbeteuerungen herzlich gleichgültig; und auf Drittmärkte zu verzichten können sich vielleicht die USA, sicher aber nicht die Europäer leisten.

Im Welthandel ist marktwirtschaftliches Verhalten keine ideologische Frage, sondern die wahrscheinlich einzig funktionierende Organisationsform, wenn man die Schwierigkeiten verfolgt, die jeweils auftraten, wenn versucht Wurde, auch nur Teilmärkte weltweit anders zu organisieren.

Angesichts der Interessensvielfalt der Staaten und Völker dieser Erde wird es immer wieder möglich sein, Volkswirtschaften gegeneinander auszuspielen. Daß sich beim Geld die Freundschaft aufhört, gilt beim Verhältnis der Länder zueinander verstärkt.

Auf nationaler Ebene ist es ziemlich erfolgreich gelungen, die Schattenseiten des wirtschaftlichen Egoismus mit dem Konzept der Sozialen Marktwirtschaft in den Griff zu bekommen. Ein Konzept der „Sozialen Weltwirtschaft“ wird es dagegen vermutlich nie geben.

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