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Jetzt kann sie also endlich stattfinden, die deutsch-deut- sche Vereinigung. Möglich, daß es noch einige Schwierigkei- ten mit der Bewältigung der STASI-Vergangenheit gibt, und daß auch die Harmonisie- rung des Lebensstandards das eine oder andere Problemchen bietet, aber die wesentliche Hürde ist geschafft.

Das Problem, das das leidge- prüfte Österreich tatsächlich bis in die Grundfesten erbeben ließ, das wird sich den verei- nigten Gesamtdeutschen nicht stellen: das wahrhaß sekundä- re Problem der Autokennzei- chen, in Österreich unzulässig verniedlichend „Nummernta- ferln" genannt. Während in Österreich Menschen, die Lu- cona-Prozesse und Stapo- Skandale mit einem lockeren „Na und?" abtaten, angesichts der prinzipiellen Frage, ob der Taferl-Grund österreichisch schwarz oder (gar) deutsch weiß sein sollte, zu austriaki- schen Hyänen wurden, steht den Chauffeuren in deutschen Landen kein Anlaß zu Wut und Tränen ins Haus.

In Deutschland ist wieder einmal alles klar. Zunächst einmal waren die deutschen Nummerntaferln in Ost und West ja immer schon weiß und mit einer jeweils nicht gänz- lich unähnlichen Kombination aus schwarzen (!) Buchstaben und Ziffern versehen. Nirgend- wo gab es Farben, die nunmehr übertüncht werden müßten, nirgendwo Embleme, die man nunmehr austauschen müßte.

Zum anderen hatten die deutschen Verkehrsbürokraten im Westen bereits in den fünf- ziger Jahren in ihrem System der „sprechenden" Abkürzun- gen ausreichend Raum für die zukünftige Vereinigung gelas- sen. Attraktive Buchstaben- kombinationen blieben für DDR-Städte reserviert: MD für. Magdeburg zum Beispiel und - wie vorausschauend - CH für Chemnitz. Natürlich gab es auch einige Pannen. W steht nicht mehr für das eurokultur- trächtige Weimar zur Verfü- gung, das hat man schon nach Wuppertal vergeben.

Fist für Frankfurt am Main reserviert und kann von der gleichnamigen Stadt an der Oder nicht noch einmal ver- wendet werden. Dresden steht in Konkurrenz zu Düsseldorf und Rostock zu Regensburg. Aber das ist nicht so schlimm. Schlimm war bloß, daß das L für Leipzig schon durch einen hessischen Landkreis blockiert war, wo doch jedes europäi- sche Kind weiß, daß die Deut- schen die Einzelbuchstaben für ihre großen Städte reservieren.

Aber nun ist auch dieses - und damit alles wesentliche - geregelt! Die hessischen Land- Kraftfahrer bekommen dem- nächst drei Buchstaben ver- paßt, und das schöne L geht nach Sachsen.

Hat da in Deutschland je- mand über uns Österreicher und unseren Nummerntaferl- streit gelacht?

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