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Kinderarbeit

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Jährlich einmal rüstet Europa zum medialen Sängerwettstreit. Es wäre schließlich noch schöner, könnte man Länderkämpfe nur auf sportlicher Ebene austragen.

Was den Fußballern der Europacup, ist den Rundfunkanstalten ihr jährlicher Eurovision Song Contest“.

Schon Wochen vor dem Ereignis wird Stimmung gemacht, wird der eigene Kandidat nach allen Regeln der Kunst medial herausgema-scherlt und nach dem vermuteten Geschmack der nationalen Juries gestylt.

Was dann'am Abend, an dem es um das Europachampionat geht, herauskommt, war letzten Samstag in FS 1 um 21 Uhr zu hören und zu sehen. Ein musikalischer Einheitsbrei mit vorgeschriebenem Sprachenmischmasch.

Wenn schon nicht musikalisch eindeutig gepunktet werden kann, dann müssen die Konkurrenten anders ausgetrickst werden.

Belgien zeigte heuer eine Variante, der keine andere Nation gewachsen war. 14 Jahre jung war sie und sang mit kerniger Jungmädchenstimme lauthals, daß sie das Leben liebe. So viel unschuldiger und reiner Lebens bejahung konnte kaum ein Juror widerstehen — weder alt noch jung, weder weiblich noch männlich.

Zu befürchten bleibt, daß die Konkurrenz nicht schläft. Denn was liegt näher, als Erfolgsrezepte zu kopieren.

Dann wäre es aber an der Zeit, mit einer Altersklausel zu verhindern, daß auch die Europameisterschaft der Kommerzsänger zu einem Kinderwettstreit wie in anderen Sportarten wird.

Niemand sollte sich vom unbeschwerten Treiben auf der Bühne täuschen lassen: Im Showgeschäft ist wie im Sport der Weg nach oben mit Steinen gepflastert und hart. Bei Kindern eben Kinderarbeit.

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