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Kindheit

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Das Motiv der gegensätzlichen Brüder ist alt. Edgar und Georg sind zwar Cousins, aber ihre Charaktere sind so unterschiedlich, wie man es für eine vielversprechende Ausgangskonstellation nur wünschen kann.

Wer jedoch auf dramatische Konflikte hofft, wird vergeblich warten: Behutsam wird die Geschichte einer gemeinsamen Jugend im Fürstentum Liechtenstein aufgerollt, schlicht und anspruchslos, indirekt werden die Charaktere der beiden Heranwachsenden aus der Sicht des zurückhaltenden, langsameren Georg entwickelt, der den streitlustigen, immer rasch entschlossenen Edgar heimlich beneidet.

Szenen einer Kindheit also, die unmerklich in die Pubertät übergeht, in der die Einheitlichkeit des kindlichen Weltbildes zerbricht. Die Lebenswege des strebsamen und fleißigen Georg und des ungebärdigen Edgar beginnen sich zu trennen, die Entfremdung wächst.

Die sprachlich dichte Schilderung scheinbar unbedeutender Erlebnisse aus Schule und Familie, die Darstellung des gewöhnlichen Alltags, der für das Kind noch voll Poesie ist, entschädigt reichlich für das Fehlen von Spannung. Auf einer Brücke - an der Schwelle zwischen Kindheit und Erwachsenenzeit — verklingt die Erzählung, leise, wie sie begonnen hat.

EDGAR. Von Michael Donhauser. Residenz Verlag, Salzburg 1987. 124 Seiten, Ln., öS 168,-.

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