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Kino-Optik

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(Volkstheater, Wien; „Süßer Vogel Jugend“ von Tennessee Williams) Regisseur Torsten Fischer gelang, woran das deutschsprachige Theater, manisch fixiert, unermüdlich scheitert: aus einem für verstaubt, erledigt, ungenießbar geltenden Stück Aktualität zu pressen. Es ist 30 Jahre alt und zeigt die Chan-cenlosigkeit dessen, der auf einem unbarmherzigenMarkt die Ware, die er anzubieten hatte, seine Jugend, nicht schnell genug verkaufen konnte und nun seinen Körper einem alternden Filmstar verkauft. Es entlarvt Enge, Brutalität, Rassismus, die in den Südstaaten vielleicht nicht mehr so offen in Erscheinung treten, sich heute aber wohl eher effizienter betätigen als einst.

In Kauf zu nehmen ist einiges an Larmoyanz, Peinlichkeit und schwülem Schwulst. Die Regie wirkt dem mit Streichungen, Andeutungen von Ironie und effektvoller Kino-Optik entgegen, mit kühlem Überspielen der sexualneurotischen Drauf gaben und einer plakativen Akzentsetzung auf das Politische. Die Aufführung droht zeitweise abzustürzen, fängt sich und kommt besser über die Runden, als ihr ein Großteil der Kritik zugesteht - vor allem dank Gertrud Roll als alternder Diva, Herbert Knaup (Chance Wayne), Adolf Lukan als rassistischem, verlogenem politischem Charismati-ker, Julia Gschnitzer und Katja Bellinghaus en

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