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Kirchen in Not

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Seine groß angelegte Geschichte beider Kirchen im „Dritten Reich“ hat den Tübinger Kirchenhistoriker Klaus Scholder (t 1985) im Band I (1977) die „Vorgeschichte und Zeit der Illusionen“ bis zum Jänner 1934 beleuchten lassen.

Im Gefolge von Karl Dietrich Bracher betonte er den Zusammenhang zwischen der Haltung der Zentrumspartei zum Ermächtigungsgesetz und den Konkordatsplänen — nicht ohne heftigen Widerspruch auf katholischer Seite (Konrad Repgen) zu ernten.

Der zweite aus dem Nachlaß herausgegebene Band ist ausschließlich 1934, dem „Jahr der Ernüchterung“ gewidmet und behandelt in geschickter thematischer Verschränkung einerseits die Gleichschaltungspolitik der Machthaber gegenüber der Evangelischen Kirche und den hier aufbäumenden Widerstand, der in der Synode von Barmen einen theologischen Orientierungspunkt fand, und andererseits die ungleich geschlossenere Position der Katholischen Kirche.

Der daraus entspringende heftige Kleinkrieg (bis hin zur Ermordung des Leiters der Katholischen Aktion im Zusammenhang mit der Röhm-Affäre) betraf den Öffentlichkeitsanspruch der Kirche. Hier wird die versuchte Knebelung der Kirche und Einschränkung auf Kirchengebäude und Sakristei als staatspolitisches Ziel deutlich herausgearbeitet. Ein spannend geschriebe-“ nes Buch, anspruchsvoll und anregend, ein großer Wurf und eine würdige Fortsetzung.

DIE KIRCHEN UND DAS DRITTE REICH. Bd. II: Das Jahr der Ernüchterung 1934. Barmen und Rom. Siedler-Verlag, Berlin 1985. 477 Seiten, Ln., öS 374,40.

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