Lob touristischer Bubbles

Werbung
Werbung
Werbung

Immer öfter die Fernsehreportagen über Stauberichte,Vorreservierungsnotwendigkeiten, Kontingentierung – der durch steigenden globalen Wohlstand forcierte Tourismus schwappt wie eine Epidemie über die denkwürdigen Stätten des Abendlandes, durch die engen Innenstädte, zu den berüchtigten Partymeilen, durch die einst stillen Dorfgemeinden. Widerstand regt sich. Das Geschäft ist oft lukrativ, aber auf Sicht wird das Substrat des Sehenswürdigen und Lebenswerten (und damit eben auch das Geschäft) zerstört: von Venedig bis Hallstatt, von Mallorca bis Salzburg.

Man hat den Touristen das Falsche erzählt. Man hat ihnen vorgeschwärmt von den Dingen, die sie fotografieren „müssen“, vom Autochthonen und Authentischen, von der Echtheit und Natürlichkeit, vom einzigartigen Denkmal und sensationellen Blick. Deshalb wollen sie die Unberührtheit berühren. Sie stehen pflichtgemäß vor dem Exponat, mit euphorisiert-leerem Blick. Am schlimmsten ist es, wenn sie sich ins Einheimische „einbetten“ wollen.

Die Erzählung muss anders lauten: Aufwertung der touristischen Reservate, vom Roten Meer bis zur Südtürkei und darüber hinaus; Großartigkeit der Resorts, bei denen (all inclusive) keine Notwendigkeit besteht, die Umzäunung zu verlassen. Touristische Ghettos sind die Rettung. Höchstens, wenn es sein muss, kanalisierte Exkursionen, dann aber rasch zurück ins Disneyland der Pools. Möglichst wenig Kontakt mit Einheimischen. Möglichst wenig Kenntnisse über das Land. Touristische Bubbles sind das wahre Leben. Diese Botschaft muss man stärker machen. Touristische Insassen müssen ihr Gefängnis lieben lernen. Wir brauchen mehr Fließband, mehr Abfertigung. Wenn auf diese Weise ein größerer Teil der Reisenden isoliert werden könnte, würde die ghettoisierte Massenurlaubs-Luxus-Imagination den Rest der Länder, die Orte und Menschen, vor dem Verderben bewahren.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung