Post-Corona: Nähe und Distanz

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Warum es nach der Pandemie eine Herausforderung wird, die richtige Balance zwischen physischer Nähe und gebotener Distanz zu finden.

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Warum es nach der Pandemie eine Herausforderung wird, die richtige Balance zwischen physischer Nähe und gebotener Distanz zu finden.

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Irgendwie fühlt sich alles etwas anders an: Ein Treffen mit Freunden, ein Restaurantbesuch, ein Konzert; School statt Homeschooling, Office statt Homeoffice und Kurzarbeit. Doch zur Freude mischt sich Zögern: Die Gleichzeitigkeit von ungewohnter physischer Nähe und gebotener Distanz macht unsicher und befangen. Nach langer Entschleunigung ist nicht bei allen wirklich Enthusiasmus zu verspüren.

Dass die neue Normalität anders als die alte Normalität sein muss, ist zwingend, weil ein massiver externer Schock die Verlässlichkeit von Erfahrungen zerstört hat und der erneute Aufbau von Vertrauen Zeit braucht. Gleichzeitig muss die Frage beantwortet werden, welche der alten Verhaltensmuster aufgegeben werden sollen. Wie weit wird Homeoffice bleiben? Werden Handgeben, Küsschen und Umarmungen zur Begrüßung wieder üblich werden? Wird nach dem Rückzug ins Private wieder der Weg in den öffentlichen Raum gesucht? Sind Nähe und Distanz beengend bereichernd, bedrückend oder befreiend?

Stark gefordert sind Familien: Die abrupte Veränderung des Familienlebens im vergangenen Jahr hat Eltern und Kinder oft in eine ungewohnte Erfahrung großer Nähe gezwungen, welche die meisten bravourös gemeistert haben; derzeit muss die Erfahrung neuer Distanz bewältigt werden. Nicht übersehen werden darf allerdings, dass diese Brüche manchen schwer zu schaffen gemacht haben – und dass auch bei jenen, die gut zurechtgekommen sind, organisatorische und emotionale Kräfte stark beansprucht wurden.

Zur Regeneration der seelischen Kapazitäten sind Gespräche unverzichtbar: Die Reflexion der Erfahrungen der letzten Monate innerhalb der Familie und mit anderen ist auch notwendig, um die Balance von Nähe und Distanz neu zu finden.

Der Autor ist Professor für Arbeits- und Sozialrecht und Leiter des Instituts für Familienforschung.

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