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Körperkunst

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Mit kaum zu überbietender Intimität und Erotik reihen sich die nichtnarra^ tiven Sequenzen der „Disfigure Study (Entstellte Studie)“ von Meg Stuart I als eine Weiterentwicklung des Modem Dance aneinander. Mit den beiden portugiesischen Tänzern Car-Iota Lagido und Francisco Camacho schafft es Stuart, ausgebildet in New York, den teilweise zur Mache gewordenen Status des Modem Dance zu überwinden. Im Vorspiel baumeln männliche Beine von einem Tisch, sonst ist nichts zu sehen - langsam wird die am Boden liegende Lagido in Licht getaucht, sie küßt und beißt die Füße, die durch Beleuchtung und Perspektive nicht mehr die Füße eines Menschen scheinen, vielmehr etwas Eigenständiges, Lebendiges.

Das Los- und Auflösen der Hände und Füße, von dem sie steuernden Körper ist das virtuose Spiel der Choreographin mit den Tänzern. Es verleiht einer Hand die organische Eigendynamik eines lebenden Käfers, der mit dem Besitzer der Hand nichts mehr zu tun hat. In einem Solo führt Stuart ihren Körper vor, lotet behutsam die Möglichkeiten aus, taucht teilweise in das Dunkel, trennt sich damit von Teilen ihres Körpers, taucht wieder auf, steigert sich in einer Kadenz endlich bis zur Vollkommenheit im vollem Licht.

Den Körper als Ding führt Meg Stuart mit ihrer Partnerin Lagido vor. Als Puppe oder Leiche soll sie zum Leben erweckt werden.

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