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Kolumbus-Revue

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Die mehr als fünfzig Jahre alte Komödie „Christoph Kolumbus oder die Entdeckung Amerikas“, die derzeit vom Theater der Jugend im Renaissancetheater aufgeführt wird, weckt zunächst durch die Autorennamen schmerzliche Gefühle. Walter Hasenclever und Kurt Tucholsky haben sie verfaßt, Jura Soyfer bearbeitete sie 1937 unter dem Titel „Broadwaymelodie 1492“. Alle drei sind mittelbar oder unmittelbar durch den Nationalsozialismus umgekommen.

Welch ein Gegensatz zwischen dem Schicksal der drei Autoren und der Frische und Lebendigkeit der revuehaften, locker geknüpften Komödie mit ihren satirisch possenhaften Szenen. Der Anfang in der Soyferschen Bearbeitung sieht hintergründig ironisch vor, daß eine Schauspielertruppe das Kolumbus-Stück mit Versatzstücken und Hintergrundprospekten mangels einer anderen Spiejs,tätte in der Portierloge des Burgtheaters aufführt. Das betrifft aber nur die Anfangs- und Schlußszene.

Das Stück selbst führt die Beharrlichkeit vor, mit der Kolumbus sein Ziel verfolgt, zeigt die sture Beschränktheit derer, gegen die er sich durchsetzt, objektiviert geschäftig krasse Geldgier, der das Unternehmen schließlich dient, in der Gestalt des dem „Admiral“ beigegebenen Finanzmenschen Vendrino, relativiert die „Segnungen“ der Kultur gegenüber den schlichten Einwohnern der neuen Welt, das alles wird überspitzt, erhält witzig aufgesetzte Bezüge zur mitunter sehr wienerischen Gegenwart, was sich in Songs verdichtet.

Flottes Spiel unter der Regie von Edwin Zbonek mit Gerhard Mörtl als beinahe würdiger Kolumbus, Horst Eder als kalt geschäftiger Vendrino, Klaus Rott als Schwerverbrecher und späterer Obermaat, Brigitte Martzak als attraktive Hofdame. Roswitha Mei-sel zeichnet für die Ausstattung, für die Kostüme aus unserem Jahrhundert. Die schmissige Musik stammt von Günther Leopold, die Songs versteht man durch die viel zu laute Band Metz-lutzka's Erben nur teilweise.

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