7216459-1992_52_12.jpg
Digital In Arbeit

Kompositionen

Werbung
Werbung
Werbung

„Das Denken durchfühlend" - dieser Leitvers charakterisiert vielleicht am ehesten die labyrinthischen „Gedichte der Möglichkeit" von Marion C Deichstetter. Unter dem gleichlautenden Titel versammelt der erste Teil eine Auswahl aus sieben Jahren, die Sinn und Sinne, „Wunden und Wunder" vielfältig zu Gesicht bringen, verfugen, verweben, verquicken, querherniederflutend in den Lüften, bisweilen Schiffbruch erleidend oder aber womöglich nur „einander wort-bälle zuwerfend".

In einem anderen Gedicht mit dem Titel „Vorfrühling, wien" reflektiert die Lyrikerin die Engführung von Denken und Fühlen: „vogelschwärme / sich wieder entwirrend // die hellen nach norden/die dunklen nach osten // der himmel ein / zurückge-lassnes haus // aufs neue versuche ich richtung zu finden/doch derkompaß in mir / schweigt." In der Coda, dem Schlußgedicht unter dem Titel „zukünftiges", geht ein Orgelpunkt fürbaß: „vom blitz / den klang des don-ners abgelesen."

Marion C. Deichstetter, geboren 1963 in der schwäbischen Provinzmetropole Stuttgart, siedelte zehnjährig nach Niederösterreich über und maturierte in St. Pölten, bevor sie zum Studium (unter anderem Klavier) nach Wien ging, wo sie als Autorin, Musikerin und Redakteurin der kulturellen Zeitschrift „Limes" lebt.

Den zweiten Teil bildet der Zyklus „Totenhauptwiesenlieder", eine Hommage an Jacques de Molay, dem letzten Großmeister der Templer, der 1314 in Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde,, jener ikarus / dessen geist zu heiss für das feuer war / eine bresche in die geschichte geschlagen / seither Ödland."

GEDICHTE DER MÖGLICHKEIT. Von Marion C. Deichstetter. Edition Limes, St. Pölten 1991. 99 Seiten, öS 130,-.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung