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Kontaktbombe

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Die Nutzfläche entspricht in etwa der einer Wiener Standardwohnung der Zwischenkriegszeit. In einer solchen Wohnung lebten auf zwanzig Quadratmeter

zwanzig Menschen.

In den Wiener U-Bahn-Waggons teilen sich zu den Stoßzeiten 120 Menschen die zwanzig Quadratmeter Stehfläche zwischen den großzügig angelegten Sitzgelegenheiten.

Und die Wiener verstehen es perfekt, den knapp bemessenen Raum noch weiter zu verengen. Wie das geht? Ganz einfach.

Man entere einen Waggon, stoße dabei die Aussteigenden zur Seite oder in das Wageninnere zurück, setze nur einen Schritt auf das Einstiegsplateau, mache auf dem Absatz kehrt und verhindere solcherart erfolgreich das Zusteigen anderer Fahrgäste.

Aber nicht alle auf den Perrons Wartenden resignieren vor der Menschenmauer bei der Einstiegstür. Besonders kräftige und vorlaute Passagiere drängen in der nächsten Station nach, setzen einen Schritt ins Wageninnere und machen auf dem Absatz kehrt.

Bereits nach wenigen Stationen herrscht vor den Ein-und Ausstiegstüren ein lebhaftes Gedränge und Geschiebe. Das muß Spaß machen. Wie wäre es sonst zu erklären, daß sich gleichzeitig im Wageninneren eine gähnende Leere auf tut?

Der Wiener ist und bleibt halt ein von Natur aus geselliger und kontaktfreudiger Mensch.

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