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Konvertit

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„Willkommen im Club“ wünschte Harald Juhnke letzten Samstag um 20.15 Uhr in FS 1.

Ins Studio waren vor allem Senioren gekommen oder wurden zumindest besonders gut plaziert. Wahrscheinlich aber beides, um dem anrüchig-harmlosen Altherrencharme des oft allzu menschlichen Alleinunterhalters den richtigen Flair zu geben.

Die Dialogautoren hatten sich richtig ins Zeug gelegt, um Gags am Laufband zu produzieren. A ber leider, man mußte schon sehr voreingenommen für Juhnke sein, um viele der Witzchen nicht nur lachhaft zu finden.

Nur einmal fand sich ein Wort der medialen Neusprache, das aufhorchen ließ, weil es so richtig die Seele der alteingesessenen Fernsehgötter widerspiegelt.

„Televisionskonvertit“ steht für jemanden, der eine bestimmte Fernsehgemeinschaft verläßt und Anschluß bei einer anderen sucht.

„Du sollst nur an meine Programme glauben“, wollen die Fernsehgötter am liebsten als erstes Gebot verkünden, und sie versuchen vieles, um ihre Schäfchen bei der Stange zu halten.

Die Kleingemeinden vor den .Jiausaltären“ werden mit der nötigen Nahrung versorgt, Langeweile ist verboten.

In regelmäßigen Abständen kommen dann die Rückmeldungen von den jeweils demoskopischen und bisweilen teuflisch demagogischen Abteilungen, damit man die Größe der Gemeinden und ihre Zufriedenheit mit Sicherheit ausmachen kann.

Der kleine Fernsehgläubige ist aber immer weniger geneigt, bei einem Gott zu bleiben. Mancher wird das zynische Kosewort, das ihm für diesen „Verrat“ zugedacht wurde, nicht mehr ge-. hört haben. Denn bei Juhnke fiel das Konvertieren leicht.

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