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Kräftige Anmaßung

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Was dem wahren Künstler meist gar nicht bewußt ist, die verbal feststellbare „Aussage" seines Werkes, das ist Joseph Beuys vollkommen klar. Dafür tritt bei diesem Intellektuellen das künstlerisch Handwerkliche so sehr in den Hintergrund und ist seine eigene Definition von Kunst so verwässert, daß man im herkömmlichen Sinne bestenfalls von Teil-Kunst sprechen kann.

Die Zeiten, in denen Karlheinz Stockhausen als Geräusch- und Klangmanipulator die Entwicklung der Musik beeinflußt hat, scheint schon vorbei zu sein, und Hans Jürgen Syberberg ist wohl nicht mehr — aber ja auch nicht weniger — als ein genialischer Filmemacher.

Daß man das Schaffen dieser Männer zu Wagners Gesamtkunstwerk in Beziehung setzt, verleiht dieser ganzen Idee die Bedeutung eines intellektuellen Zwergerlgartens. So bleibt in diesem Bändchen als schöpferische Potenz von überzeitlicher Bedeutung nur der vierte im Bunde, der Dichter Heiner Müller.

Damit man weiß, was die Autoren der insgesamt fünf Essays damit überhaupt im Sinne haben, seien zwei Sätze aus der Arbeit von Andre Vladimir Heiz angefügt: „Das Gesamtkunstwerk stellt Welt her, die neue Welt, die Gegenwelt, wobei der methodische Ansatz Gesamtkunstwerke als Zeichen- und Sinnzusammenhänge lesen müßte, in denen sich die Entwicklung einer Kultur fo-kussiert und am deutlichsten manifestiert. In seiner Umkehrung: Diese Kultur erst macht Gesamtkunstwerke möglich."

UNSERE WAGNER. Essays. Hrsg. von Gabriele Förg. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1984. 205 Seiten, TB., öS 99,80.

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