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Kratigr

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Ein bißchen am Lack der eigenen Branche kratzen, ist ein sicheres Mittel, um die Lacher auf seiner Seite zu haben.

Peter Kraus lebte Samstag um 20.15 Uhr in FS 1 ganz gut von einem kleinen Schuß Selbstironie und boshaften Seitenhieben auf die Kollegenschaft.

Das ,JSaden-Badener Roulette“ lud den französischen Star Sylvie Vartan. Diese trällerte ihr Liedchen und durfte dann auf deutsch eingestehen, daß sie kein Wort Deutsch spreche.

Statt ihr dann den obligatorischen Ohrstöpsel für die Simultanübersetzung auszuhändigen, wurden die routiniert-belanglosen Showmaster-Floskeln, die der Ubersetzung gar nicht lohnen, spöttisch zerpflückt.

Die Ode an die Familie Müller, die eine jener auserwählten Patschenkinorun-den darstellt, deren Meinung über das Fernsehprogramm die Inkarnation des Volkswillens darstellt, ironisierte die Angst der Showstars vor dem ,J?rofipublikum“, das weitgehend über ihr Sein oder Nichtsein entscheidet.

Sonst aber hielt sich die Show an die Spielregeln. In ■einer Beziehung gab sie sich sogar äußerst puritanisch. Zwar konnte man viel Lob über die Auftretenden hören, aber nichts darüber, wo deren Auftritte in den nächsten Tagen und Wochen zu erwarten sind.

Wie es wem, wo und warum gelingt, bestimmte Künstler in einer Millionenshow unterzubringen, wäre ebenfalls einer kleinen Anmerkung wert.

Bei dieser Art von Humor bliebe aber manchem das Lachen im Halse stecken. Denn das wäre mehr als „ein bißchen am Lack kratzen“, dann könnte man nur mehr sagen: Der Lack ist ab.

Aber wer will das schon in der Branche der elektronischen Illusionen?

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