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Krimi und Intellekt

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Die Abschaffung des Freitag-Nacht-Krimis war einer der Hauptgründe für den großen Journalistenzorn gegen die Rundfunkreform 1974. Es wurde inzwischen wieder eingeführt, das Gute-Nacht-Grausen am Freitag ... Diesmal in Gestalt Frankensteins und umzäunt von „Aktenzeichen XY“, das seit dem Sommer in die Klauen der berechtigten und heftigen Gegner solcher Life-Mörder-Hatz geraten ist. Am Samstag gab es ein schaurig-schönes Wiedersehen mit Hitchcock, am Sonntag einen Tatort. Auch der Hörfunk reitet tapfer auf dieser Welle: „Das bezahlte Verbrechen“, ein Kriminalhörspiel, brachte Spannung und die Erkenntnis, daß Mitbürger und Liebende mehr an Unmoral zu verzeihen geneigt sind, als man annehmen würde. Ebenso sorgte man im Funk für Sherlock-Holmes-Nachwuchs: „Zwei kleine Gefälligkeiten“ hetzte Jugendliche via Wettbewerb auf die Spuren eines fiktiven Täters.f

Dazu Ergebnisse einer Schweizer Umfrage, die Fernseh-, Hör-und Lesegewohnheiten in einen Zusammenhang mit der demokratischen Tugend des Wählens bei Nationalratswahlen zu bringen versuchte: von den „Wählern“ interessieren sich 43 Prozent für politische Berichte, von den „NichtWählern“ nur 20 Prozent. Dafür sehen 38 Prozent der „NichtWähler“ gern Shows und Wunschkonzerte, von den „Wählern“ nur 21 Prozent. Beim Krimi dagegen — und das ist bisher niemandem einen Kommentat<s. wert gewesen — schlüpfen mehr sozial-bewußte Wähler als Niehlwähler in die berühmte Gänsehaut hinein. Die Schweiz ist ein neutrales Land. Österreich auch.

Sage mir, ob du Krimis liebst, und ich sage dir, ob du ein mündiger Intellektueller bist!

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