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Kulturgenuß im TV?

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Was sagen zwei junge Schauspieler zum Fernsehen als Kulturvermittler, was haben sie für Wünsche und Kritikpunkte?

„In meinem Kulturbegriff ist das Fernsehen ein Teil der Kultur", definiert der Schauspieler Stefan Fleming. Durch die im ORF von 1980 bis 1985 ausgestrahlte österreichische Serie „Familie Merian" - „Auf diese Rolle werde ich heute noch angesprochen" - bekannt geworden, war er bis jetzt in Österreich und Deutschland tätig. In Wien hatte er seine letzten Auftritte in „Amadeus" im Theater in der Josefstadt und in „Boys Life" im Theater im Rabenhof.

„Hochkultur und Volkskultur sind im Fernsehen vorhanden, doch der Bereich dazwischen wird nicht beachtet", meint Fleming. Es wäre wichtig, öfter Theater -und Opernproduktionen aus den Bundesländern und von den kleinen Bühnen Wiens im Fernsehen zu zeigen. Für Schauspieler, Regisseure und Leiter kleiner Bühnen böte der ORF - dessen Budget dadurch kaum belastet würde - in der Funktion eines „Verstärkers" eine Chance, ein größeres Publikum zu erreichen und anzusprechen.

Zum Thema Film kritisiert Fleming, daß es viel zu wenige Filme und Serien von österreichischen Künstlern im Fernsehen gibt. Die Programmgestaltung laufe derzeit nach der Devise: „Die Amerikaner machen die Filme, die Japaner die technischen Geräte und wir schauen es an", so Fleming.

Die Kulturberichterstattung bewertet Fleming im Vergleich zu anderen Fernsehsendern als sehr gut. Er versteht nur nicht, warum im ORF ausgeschlossen wird, daß sich jemand für Kultur und gleichzeitig auch für Sport interessiert. Als eine international gesehen sehr gute Kultursendung bezeichnet Fleming die „Kunst-Stücke". „Sie gehören zu den Dingen in Österreich, die man vermißt, wenn man im Ausland ist."

„Einschaltquoten werden als Qualitätsmerkmal gesehen", kritisiert Fleming. „Wie waren die Einschaltquoten von Van Gogh? Dieses Kriterium ist der Feind der Kultur im Fernsehen." □

„Theater- und Opernaufführungen im Fernsehen sind nicht der volle Kunstgenuß", meint der Schauspieler Antony Connor, der zuletzt in der Orangerie in Schönbrunn im Barockspektakel „Spiegel der Verwandlungen" zu sehen war. Bisher in Österreich und Deutschland tätig, spielte er unter anderem im Theater der Jugend, im Jura-Soyfer Theater und in der Berliner Theatermanufaktur.

Bei Übertragungen von Theater- und Opernaufführungen im Fernsehen gehe die Atmosphäre, die Botschaft, die im Theater vermittelt wird, verloren. „Das Fernsehen kann das Flair, den Reiz von Theater- und Opernaufführungen nicht vermitteln", kritisiert Connor. Trotzdem sei es gut, Theater und Oper im Fernsehen zu zeigen, da dadurch viel mehr Leute erreicht würden, Leute, die vielleicht selbst nicht ins Theater oder in die Oper gehen.

Zur Kultur im Fernsehen allgemein meint Connor: „Ich würde mir einen Kulturkanal wünschen, der alte Theaterproduktionen, Künstler-Biographien, internationale Kulturnachrichten, eben ein umfassendes Kulturprogramm bringt. Wenn ein Sportkanal Berechtigung hat, warum dann nicht auch ein Kulturkanal. Aber das ist sicher unrealistisch."

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