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Kulturkampf

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Der Autor vorliegenden Romans, Chaim Potok, ist einer der bedeutend-sten und bekanntesten judischen Schriftsteller der Vereinigten Staa-ten. Das Thema in alien seinen Roma-nen ist der ZusammenstoB der Kultu-ren des rigiden orthodoxen Judentums und der sakularen libertaren Ge-sellschaft in den USA. „Die Erwahl-ten war der erste Roman Potoks, er-schien 1967, wurde auch verfilmt und vom Publikum und von der Kritik be-geistert aufgenommen.

Die Geschichte spielt in den vierzi-ger Jahren in New York und handelt von der von den Vatern geforderten Freundschaft zwischen Danny Saunders, dem Sohn eines chassidischen, antizionistischen „Rebbes” und Reu-ven Malter, dessen Vater ein bekann-ter orthodoxer Gelehrter und enga-gierter Zionist ist. Die beiden hoch-, j a iiberbegabten Jungen freunden sich nach dem tragischen Zwischenfall bei einem Baseballspiel an, bei dem Danny Reuven im Auge verletzt. Danny beginnt hinter dem Riicken seines Vaters sakulare Literatur und vor al-lem Sigmund Freud zu lesen, den er wie den Talmud mit Hilfe von Kom-mentaren studiert. Er will zwar orthodox bleiben, aber nicht die jeweils auf den Sohn vererbte Nachfolge seines Vaters als Rebbe antreten, wahrend Reuven ironischerweise den Beruf eines orthodoxen Rabbiners anstrebt.

Erst zur Zeit der Griindung des Staates Israel kommt es zu einem folgen-schweren Eklat, als Reuvens Vater einer der Fiihrer der amerikanischen Zionisten wird, wahrend der Rebbe eine antizionistische Liga griindet und seinem Sohn jeden Umgang mit Reuven verbietet. Der Antizionismus des Rebben wird aufgrund der Realitat in Israel immer schwacher und schlieBlich versohnt er sich sogar mit Reuven, der ihm die Nachricht iiberbringt, daB Danny an der Columbia University

Psychologie studieren und sich die Schlafenlocken rasieren werde.

Der so vielleicht etwas zu harmo-nisch endende Roman (in dem fast keine Frau vorkommt) zeichnet ein li-terarisch verdichtetes, prazises, in die Tiefe gehendes und dennoch leicht lesbares Bild des amerikanischen Judentums in den Jahren der Shoah und der Entstehung des Staates Israel. Er gibt damit auch bessere Einsicht in die Psychologie und Geschichte des modernen, pluralistischen und konflikt-reichen Judentums als so manche ge-lehrte Geschichtswerke, von denen iibrigens Potok selbst eines verfaBt hat. DaB dieser Roman endlich wieder auf Deutsch vorliegt, ist zu begriiBen.

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